Wurde Ursula von der Leyens Jet durch eine russische GPS-Störung angegriffen? Es gibt erhebliche Zweifel an der Geschichte

Wurde Ursula von der Leyens Jet durch eine russische GPS-Störung angegriffen? Es gibt erhebliche Zweifel an der Geschichte

Wurde Ursula von der Leyens Jet durch eine russische GPS-Störung angegriffen? Es gibt erhebliche Zweifel an der Geschichte

Jens Berger
Ein Artikel von: Jens Berger

So ziemlich alle größeren deutschen Medien berichteten gestern von einer gezielten GPS-Störung auf das Flugzeug, mit dem EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen am Sonntag im bulgarischen Plovdiv landete. Der Flieger konnte demnach erst eine Stunde später manuell landen. Verantwortlich für den Angriff seien angeblich die Russen. Einen Tag später mehren sich erhebliche Zweifel an dieser Darstellung. Den Daten des Portals Flightradar24 zufolge hat es weder eine GPS-Störung noch eine Verspätung des Fluges gegeben. Wie es aussieht, ist die gesamte Geschichte eine Propagandastory. Von Jens Berger.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Wer sich die gestrige Hauptausgabe der Tagesschau angeschaut hat, musste schon Angst bekommen. Nach Angaben bulgarischer Behörden hätte Russland „offenbar gezielt“ das Navigationssystem des Dienstjets von Ursula von der Leyen beim Landeanflug auf das bulgarische Plovdiv gestört. Ein solcher gezielter, gefährlicher technischer Angriff auf Leib und Leben einer hochrangigen Politikerin wäre in der Tat eine Eskalation. Dementsprechend wurde der angebliche Vorfall auch postwendend instrumentalisiert. Eine Sprecherin der EU sagte, dieser Vorfall bekräftige die EU in ihrer Unterstützung für die Ukraine. Neuere Informationen zeigen jedoch, dass es diesen „Vorfall“ wahrscheinlich gar nicht gegeben hat.

So meldete das Fachportal Flightradar24 bereits am gestrigen Abend, dass aus den Daten, die von der Leyens Flugzeug an die zuständige Luftraumüberwachung gesendet hat, weder eine GPS-Störung noch die behauptete Verspätung und der Landeanflug ohne GPS-Unterstützung erkennbar sei. Im Gegenteil. Dazu muss man wissen, dass Flightradar24 eine vielgenutzte App betreibt, auf der man Flüge in Echtzeit anhand dieser Daten verfolgen kann und auch zahlreiche weitere Daten für professionelle Nutzer sammelt und wiedergibt. Dazu gehört laut Flightradar24 auch der sogenannte NIC-Wert, der vom GPS-Transponder ermittelt wird und die Qualität der gemessenen GPS-Daten angibt. Dieser NIC-Wert sei bei von der Leyens Flug von Warschau nach Plovdiv vom Start bis zur Landung jedoch gut gewesen. Diese Aussagen werden auch von der Fach-Community bestätigt. Eine wie auch immer geartete Störung des GPS-Signals wurde demnach weder von den Instrumenten des Flugzeugs von der Leyens noch von anderen GPS-Transpondern in der Umgebung registriert. Wenn diese Informationen so stimmen, gab es keinen GPS-Angriff auf das Flugzeug.

Auch die Behauptung, der Pilot hätte nach dem angeblichen GPS-Angriff eine Stunde über dem Flughafen gekreist und sei dann ohne GPS-Unterstützung manuell gelandet, lässt sich anhand der Daten nicht nachvollziehen. Nach Plan hätte der Flug eine Stunde und 48 Minuten dauern sollen. Nach den offiziellen Daten hat er eine Stunde und 57 Minuten gedauert, also gerade einmal neun Minuten länger als vorhergesehen. Der Jet ist auch nicht eine Stunde in der Warteschleife über dem Flughafen gekreist, sondern hat lediglich einen kleinen Schlenker beim Anflug vollzogen. Anhand der Daten kann man also diesen Teil der Geschichte getrost als lupenreine Fake News einordnen.

Unser mit der Thematik betrauter Leser Patrick Janssens hatte uns auch gleich darauf aufmerksam gemacht, dass die gesamte Geschichte ohnehin unglaubwürdig sei, da es auch bei GPS-Störungen weitere Systeme gibt (ILS/IRS), die problemlos eine normale Landung ermöglichen. Unterlagen zum betreffenden Flugzugtyp bestätigen dies. Demnach hätte es, selbst wenn die GPS-Systeme ausgefallen wären, nie eine echte Gefährdungslage gegeben.

Was bleibt also von der ganzen Story übrig? Nicht viel. Neun Minuten Verspätung und ein Schlenker beim Anflug. Vielleicht hat es ja in der Tat ein kleineres unbedeutendes technisches Problem gegeben? Wie dem auch sei. Sowohl die von den Medien zitierten „bulgarischen Behörden“ als auch die EU-Kommission haben offenbar Falschmeldungen verbreitet und die sind ohne echte Kontrolle von allen großen Medien weiterverbreitet worden.

Doch nicht nur das. Auch die Politprominenz fühlte sich mal wieder berufen, diese Meldung nicht nur nicht zu hinterfragen, sondern wie beispielsweise der Grünen-Politiker Konstantin von Notz ihrerseits auf X zu eskalieren und „Reaktionen“ seitens der EU und der Bundesregierung zu fordern.

Und da wird immer wieder über „russische Desinformation“ gesprochen. Nach allem, was wir bislang wissen, muss man die „GPS-Attacke auf von der Leyen“ wohl als dreiste Propaganda und Desinformation westlicher Regierungen einordnen.

Anhang: Zuschrift unseres Lesers Patrick Janssens

Hallo NDS,

Da gab es international die Nachricht der Flug von Von der Leyen nach Plovdiv sei Von Russland durch Störung des GPS Signals angegriffen worden. Flugzeug hätte 1 Stund kreisen müssen und sei dann mit normaler analoger Landkarte gelandet worden.

Bei der Story gingen bei mir sofort die Alarmlampen an, dass da was nicht stimmt. Somit habe ich selbst nachgeforscht:

  1. Da gemeldet wurde das GPS sei weiträumig um den Flughafen gestört gewesen hätte es auf dem Flughafen Plovdiv zu schweren Verspätungen im Lande- und Abflugverkehr kommen müssen. Nichts davon gemeldet.
  2. Ein Flugzeug lässt sich auch ohne GPS problemlos landen und zwar über das Instrument Landing System ( ILS ), der Flughafen Plovdiv verfügt darüber:Landungsbahn 30 (die primäre).

    Der Flughafen verfügt auch über VOR/DME Navigationshilfe.

    Die Landungsbahn 30 mit ILS = eine ILS Kategorie I = Mindestsichtweite erforderlich: 550 Meter, Entscheidungshöhe 60 Meter.

  3. Wenn GPS ausfällt im Flugzeug hat dieses auch ein INS Navigationssystem ( Inertial Navigational System ) mit einer typischen Navigationsabweichung von 1 km pro Flugstunde.
  4. Die analoge Landkarte: ohne GPS und ohne ILS fliegt man nach VFR = visual flight rules.

    Zu jeder Landung gehört eine Approach Karte, die alles enthält was man braucht zur Landung, über diese Karten verfügt ein Flugzeug, das Studium dieser Karte gehört zu jeder Landungsvorbereitung.

  5. Zu GPS Störungen kann es durchaus auch anders kommen und zwar durch erhöhte Sonnenaktivität mit radio blackout Störungen
  6. Zu jedem Flugplan gehören 2 Ausweichflughäfen im Fall Landung im gewünschten Flughafen nicht möglich ist.

Die Ausweichflughäfen für Plovdiv sind:

  • KVA Kavala Greece, Abstand 130 km
  • SOF Sofia, Abstand 137 km
  • AXD AlexandroupolisGreece, Abstand 163 km.

Bei der Story Von der Leyen sehe ich einen erhebliche Propaganda Einfluss vom Typ Dämonisierung.

Beweise für Behauptungen werden nicht vorgelegt.

Mit freundlichem Gruß
Patrick Janssens

Titelbild: Flightradar24