Heute-Show: Lauwarme Witze und harte Drohnen-Propaganda gegen „Putins Filialen in Deutschland“

Heute-Show: Lauwarme Witze und harte Drohnen-Propaganda gegen „Putins Filialen in Deutschland“

Heute-Show: Lauwarme Witze und harte Drohnen-Propaganda gegen „Putins Filialen in Deutschland“

Tobias Riegel
Ein Artikel von: Tobias Riegel

Auf die fragwürdige Rolle einiger sogenannter TV-Kabarettisten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk muss immer wieder hingewiesen werden. So wird etwa die ZDF-Heute-Show manchmal immer noch als „Kabarett“ oder „Satire“ bezeichnet – dabei ist die Sendung bei zentralen Themen oft nur ein weiterer Lautsprecher für die sowieso überall erklingende Propaganda für Militarismus. Aktuelles Beispiel: die Verstärkung der Drohnen-Hysterie in der letzten Sendung. Ein Kommentar von Tobias Riegel.

Beispielhaft für viele Beiträge von angepassten TV-Komödianten soll hier die letzte „Heute-Show“ im ZDF betrachtet werden: Zwischen lauwarmen Witzen über die Auto-Lobby, die Veggie-Würste oder die Sozialstaats-Debatte wurde dort harte Drohnen-Propaganda geliefert.

Ab Minute 12.40 werden von Moderator Oliver Welke zahlreiche aktuelle Mainstream-Behauptungen zur angeblichen Drohnen-Gefahr mit „Humor“ unterfüttert und dadurch noch einmal verstärkt. Es wird also nicht, wie es die eigentliche Aufgabe von politischem Kabarett wäre, die Strategie jener Mächtigen hinterfragt, die die dramatisierten Drohen-Sichtungen für politische Ziele nutzen wollen (Stichwort: „Spannungsfall“).

Zu dem propagandistischen Effekt kommt das „humoristische“ Niveau: Angelehnt an die Wetterberichte und den Vornamen des russischen Präsidenten heißt es: „Das Tief Wladi ist im Anmarsch“. Angelehnt an Tierdokumentationen heißt es, wir würden jedes Jahr das gleiche Schauspiel erleben: „Schwärme von jungen Drohnen haben den langen Weg aus der russischen Tundra auf sich genommen.“ Am liebsten würden diese Drohnen dann über Kasernen und kritischer Infrastruktur verharren. „Kein Wunder: Denn bei uns sind sie völlig ungestört.“

Darauf folgt dann die (ernst gemeinte) Botschaft, die den TV-Konsumenten momentan von allen Seiten eingetrichtert werden soll: „Tatsächlich braucht es in Deutschland ein ganz neues Bedrohungs-Bewusstsein.“ Später heißt es noch, voll auf offizieller Linie: „Es braucht wirklich mehr Wachsamkeit – und dann wundern wir uns, dass der Putin uns nicht ernst nimmt.“

Laut Heute-Show sind nur „einige“ der Drohnenpiloten „irgendwelche Hobby-Idioten“. Denn: „Wenn Infrastruktur stundenlang vermessen wird“, dann sei das „natürlich“ ein „staatlicher Akteur“. Welke: „Und ich sag mal so: Der Holländer war es nicht.“ Es fällt die folgende Behauptung: „So langsam kippt auch die Stimmung in der Bevölkerung.“ Das mag sein – das ist aber auch kein Wunder, wenn neben Politikern und fast allen Mainstream-Journalisten auch die TV-„Kabarettisten“ in die Kerbe der Drohnen-Hysterie hauen, anstatt diese zu enttarnen.

Dass die aktuell fabrizierte Drohnen-Hysterie weitgehend unseriös ist, hat Florian Warweg kürzlich im Artikel „Die medial angeheizte Drohnen-Hysterie fällt jeden Tag mehr in sich zusammen“ beschrieben. Dass damit trotzdem momentan erfolgreich eine „Strategie der Spannung“ umgesetzt wird, haben die NachDenkSeiten in diesem Artikel thematisiert.

„Putins Filialen in Deutschland“

Die antirussische Polemik von Ursula von der Leyen wird in der Sendung selbstverständlich gelobt. Andere Kräfte in Deutschland bleiben laut Heute-Show dagegen „Putins Filialen in Deutschland“, etwa der AfD-Vorsitzende Tino Chrupalla. Dazu wird ein AfD-Logo eingeblendet: Das „f“ stehe dabei für „Verräter“. Später wird ein „satirisches“ Bild eines fiktiven „russischen Spions“ gezeigt. Der trägt nicht nur einen Button mit dem Slogan „FCK NATO“, sondern auch einen mit dem Konterfei von Sahra Wagenknecht. Einmal mehr nimmt diese Art der unterwürfigen „Satire“ nicht die Strategien der Mächtigen aufs Korn, sondern diffamiert auf billige Weise ihre Kritiker.

Es kommt auf die Themen an: Während zur Debatte um Kürzungen im Sozialstaat durchaus auch Kritik an der Regierung und an ihr verbundenen Propagandisten anklingt, bleiben die Heute-Show und viele weitere TV-Komödianten bei den Themen Russland, selbstzerstörerischer Wirtschaftskrieg, exzessive Aufrüstung usw. meist „voll auf Linie“.

Satire richtet sich eigentlich gegen die Mächtigen und ihre Propaganda – nur dann „darf sie alles“, meiner Meinung nach. Billige Polemik von der großen TV-Bühne herab, zum Beispiel gegen die Kritiker der mit unseriösen Bedrohungs-Behauptungen befeuerten Militarisierung, kann dagegen auch als Hetze bezeichnet werden. Über angepasste Meinungsmache im Dienste von im Meinungskampf ohnehin schon bevorzugt behandelten Stimmen haben die NachDenkSeiten im Artikel „Jämmerliches ‘Kabarett’: TV-Satiriker schützen die Kriegspolitik” geschrieben:

Einige der von Bürgergebühren bezahlten TV-‚Satiriker’ haben die eigene Berufsbezeichnung nicht verstanden: Satire sollte sich eigentlich vornehmlich gegen Fehltritte von mächtigen Akteuren richten, nur dann ‚darf sie alles‘. Wer aber gemeinsam mit Regierung und großen Medien gegen die im Meinungskampf bereits schwer benachteiligte Friedensbewegung nachtritt, der macht Propaganda, keine Satire.“

Zu dieser Meinungsmache gehören auch offene Widersprüche und Wechselbäder sowie daraus gezogene falsche Schlüsse: Nachdem in der Heute-Show unseriös die bereits auf allen Kanälen befeuerte Drohnen-Panik nochmals bestärkt wurde, erklärt Welke dann plötzlich: „Natürlich sind die Sichtungen kein Grund für Hysterie oder Panik – genau das wünscht sich Putin ja von uns.“

Titelbild: Screenshot/ZDF

Die NachDenkSeiten sind für eine kritische Meinungsbildung wichtig, das sagen uns sehr, sehr viele - aber sie kosten auch Geld und deshalb bitten wir Sie, liebe Leser, um Ihre Unterstützung.
Herzlichen Dank!