Baerbock schwadroniert, Deutschlandfunk sendet

Baerbock schwadroniert, Deutschlandfunk sendet

Baerbock schwadroniert, Deutschlandfunk sendet

Ein Artikel von Frank Blenz

Eine Nachrichtensendung ist nach journalistischen Regeln der Darstellungsformen eine Informationssendung. Sie ist keine Meinungssendung, keine Verbreitungssendung von Meinungen, keine Beeinflussungssendung, sie ist vielmehr eine Sendung, welche mit ihren Inhalten ausgewogen und neutral veröffentlicht wird. Eigentlich. Das wissen die Macher wie zum Beispiel die vom Deutschlandfunk (DLF) wohl. Ein Kommentar von Frank Blenz.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Unsere Außenministerin – präsentiert als Werte-Tante

Die DLF-Redakteure senden stattdessen ohne Unterlass meinungsprägend, manipulativ, unausgewogen. Als Zuhörer fühlt man sich gerade beim Konsum der Sendungen von Neuigkeiten über die Regierung via DLF, als würden Regierungssprecher die Beiträge formulieren. Gerade wurden Neuigkeiten über ein Treffen der Außenminister der G7-Staaten in Japan offenbart, in welchen die Aussagen und Forderungen der G7-Seite benannt, aber wie so oft diesen kein Gegenüber gestellt wurde. Nur ein Beispiel, eins der vielen der täglichen Bürgerbeeinflussung von Medien, um die Bürger auf Linie zu halten. Wertebasiert, versteht sich. Die Nachricht im DLF lautete:

„Vor dem Hintergrund des russischen Ukrainekriegs und Chinas Machtstreben im Indopazifik wollen sich die sieben führenden Industriestaaten für eine globale Wertepartnerschaft einsetzen. Außenministerin Baerbock sagte beim G7-Treffen im japanischen Karuizawa, die Gruppe wolle Angebote für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe machen. Niemand wünsche sich eine neue Blockkonfrontation. Allerdings würden viele Partner in der Indopazifikregion erleben, wie Peking immer mehr die internationalen Regeln durch seine eigenen ersetze. Daher sei es so wichtig, dass die demokratischen und wertebasierten Länder zusammenstünden. Den G7 gehören neben Deutschland und Japan auch Frankreich, Italien, Kanada, die USA und Großbritannien an.“

Durchwinken von Phrasen

Dem Zuhörer, welcher nicht vor Freude auf und nieder springt, hört er die „ausgewogenen“ Worte der Außenministerin, kommen die dazu passenden DLF-Nachrichten regelmäßig wie Veralberungsaktivitäten vor. Gerade wieder geschehen beim Ausstrahlen der obigen „Nachricht“ vom G7-Außenministertreffen. Man verkauft dem Publikum tatsächlich beständig die Weltsicht (also die westliche) so: Das war so, das ist so, das bleibt so, wer anderes sagt und meint, wer gar kritisiert, gehört nicht zur Gemeinschaft. Nicht zur westlichen Weltgemeinschaft, nicht zu den darin führenden Nationen, nicht zu dieser als wertebasierte Gemeinschaft definierten Verbindung gar. Und fair sein, das können ausschließlich Baerbock und Co.

Fragen satt

Die Nachricht informierte weniger, als dass sie (unfreiwillig?) entlarvte, und zwar die Arroganz von Politikern wie Baerbock. Fragen satt kommen dem Hörer: Welche Werte? Welche Augenhöhe? Welche internationalen Regeln?

Realsatire made by Baerbock und Co.

Lustig ist geradezu, dass Baerbock meint, man wünsche keine neue Blockkonfrontation. Ist das ein Rätselspaß, den sie da anschiebt? Keine neue Konfrontation heißt also, es gibt schon Blöcke und Ärger, man wolle eben keinen neuen? Oder meint sie, dass es keine Blöcke mehr gibt, aber Gefahr von neuen bestehe?

Apropos Regeln. Ironisch zu sagen ist, Deutschland hält sich an internationale Regeln, Frankreich gibt ganz sicher keinen neokolonialen Macher, Italien und Kanada wirken geradezu brav, wobei gerade Kanadas Freihandelspolitik vorbildlich geregelt ist, die USA ist das selbsternannte Land des Guten und Großbritannien ist ein Königreich, welches neuerdings schon gern mal wieder im Osten Europas mitmischt, unter anderen auch mit Uranmunition. Alles wertebasiert, versteht sich.

Alles geschehe auf Augenhöhe, wie die Chefin aus dem deutschen Auswärtigen Amt meint, die mit offenen Armen, ja klar, nun faire Angebote machen will für ebendiese Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Da muss ja dann was vorher gelaufen sein, anders eben. Soll es also vorbei sein mit dem Nicht-auf-Augenhöhe-Agieren wie bei der Rohstoffausbeutung und bei einseitigen Knebelverträgen? Glaubhaft ist das eher nicht, denn die G7 gehören zu den Ländern, die sich bestens mit Nicht-auf-Augenhöhe-Handeln auskennen und deswegen nun zunehmend in der Welt, die als weniger westlich wertebasiert beschimpft wird, in die Defensive geraten.

Die Anmaßung der G7, Führungsgremium der Weltgemeinschaft, der Willigen, der Einsichtigen, der demokratischen Nationen zu sein, wird weltweit zunehmend kritisch gesehen und abgelehnt. Man solle Frau Baerbock sagen, dass die UN mit 193 Mitgliedsstaaten das Gremium der Welt ist, in welchem alle Staaten auf Augenhöhe gleichberechtigt verhandeln, diskutieren, entscheiden. Leider wird der hohe Wert der UN oft gerade von diesen Ländern der G7 selbstgefällig unter Augenhöhe eingetaktet. Die eigene Wertebasis hat Vorfahrt.

DLF verkündet weiter Realsatiren aus der Welt der mächtigen Wertebasierten

Die internationale Ordnung sehen die Außenminister der G7-Staaten in Gefahr, laut einer Meldung vom DLF.

„Die Außenminister der G7-Staaten haben sich bei ihrem Treffen in Japan gegen jegliche gewaltsame Änderung der internationalen Ordnung gestellt.“

Wieder dreht sich das Fragekarussell. Was ist die internationale Ordnung? Wer bestimmt über die Ausgestaltung und über etwaige Veränderungen von Ordnungen, Verabredungen, Verhältnissen? Jegliche Gewalt ist abzulehnen, das ist aus der Forderung an sich löblich herauszulesen. Schöner Versuch – schöner wäre es, würden sich die G7-Staaten ebenso an ihre Aussagen halten. Wer aber hat die größten Armeen, die größten Flotten, die höchsten Militärausgaben, die meisten Militärstützpunkte, die meisten Sanktionsmaßnahmen in Dauerschleife, die meisten verursachten Krisenherde auf dem Konto?

Konfrontation statt Diplomatie – doch es regt sich Widerstand

Gruselig ist, wenn einerseits von Entspannung geredet wird, um dann eine Verschärfung der Maßnahmen gegen Russland zu planen, Sanktionen zu intensivieren und damit anderslautende Vorschläge eben von Ländern, die (noch) nicht auf Augenhöhe angesehen werden, arrogant vom Tisch der Diplomatie zu wischen. Gerade fordern Staaten des Globalen Südens Friedensgespräche. So setzt sich Brasiliens Präsident Lula da Silva für eine Verhandlungslösung zwischen Moskau und Kiew ein. Baerbocks Ankündigungen einer gleichberechtigten Zusammenarbeit wirken dagegen wie Worthülsen, hinter denen eben ganz andere Ziele als Zusammenarbeit stecken. Es ist offenbar: Der Westen und der Globale Süden stehen sich als Blöcke gegenüber, allein bei Ansichten, Vorschlägen und Zielen um den Ukraine-Krieg und dem Danach sind sie verschieden, der nichtwestliche Block fordert das Ende westlicher Dominanz und nicht etwa nett klingende Augenhöhe-Angebote. Ob das Baerbock schon begriffen hat?

Die eingangs zitierte DLF-Nachricht könnte stattdessen so lauten

Vor dem Hintergrund des Ukrainekriegs und Chinas Außenpolitik im Indopazifik haben sich die Außenminister der G7-Staaten getroffen, um für eine neue Form globaler Zusammenarbeit zu werben. Außenministerin Baerbock sagte beim G7-Treffen im japanischen Karuizawa, die Gruppe wolle Angebote für eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe machen. Niemand wünsche sich eine neue Blockkonfrontation. Baerbock beobachte, dass China seine Aktivitäten in der Indopazifikregion verstärke.

Während die G7-Außenminister weiter eine Verschärfung der Maßnahmen gegen Russland planen, fordern Vertreter des Globalen Südens wie Brasiliens Präsident Lula Friedensgespräche zwischen Kiew und Moskau.

Titelbild: Alexandros Michailidis/shutterstock.com

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