Im Frühjahr 2025 wurde in der mexikanischen Verfassung das Verbot des Anbaus von gentechnisch verändertem Mais endgültig auf dem gesamten Staatsgebiet verankert. Dies ist das Ergebnis jahrzehntelanger Kämpfe indigener Völker, Bauerngemeinschaften und -organisationen sowie der Zivilgesellschaft. Von Silvia Ribeiro.
Die Änderungen in Artikel 4 der Verfassung erkennen an, dass in Mexiko als Zentrum der Herkunft und Vielfalt des Maises dieser ein Element der nationalen Identität, ein Grundnahrungsmittel des mexikanischen Volkes und die Lebensgrundlage der indigenen und afro-mexikanischen Völker ist. Es wird festgelegt, dass sein Anbau auf nationalem Gebiet frei von genetischen Veränderungen sein muss, die mit Techniken hervorgerufen werden, die die natürlichen Barrieren der Fortpflanzung oder Rekombination überwinden, wie gentechnisch veränderte Organismen.
Die Verabschiedung ist für Mexiko und für die Welt von großer Bedeutung. Es ist eine der Forderungen, die die Völker, die den Mais seit jeher anbauen, seit der nachgewiesenen Kontamination des einheimischen Maises mit transgenen Organismen im Jahr 2001 erhoben haben. Dies wurde auch in den Ergebnissen des ersten Forums zur Verteidigung des Maises festgehalten, das 2002 vom Centro de Estudios para el Cambio en el Campo mexicano (Ceccam) einberufen wurde.
Seitdem hat das Netzwerk zur Verteidigung des Maises unzählige Aktionen durchgeführt, um den einheimischen Mais, die Milpa und die Autonomie der Gemeinden, die sie erhalten, zu verteidigen, zu stärken und zu schützen. Es hat Prozesse und Workshops durchgeführt, um die gentechnische Kontamination zu analysieren, ihre Ursachen zu verstehen und Strategien zum Schutz und zur Dekontaminierung von Mais auszutauschen, sich auf nationaler und internationaler Ebene mit anderen Organisationen zur Verteidigung des bäuerlichen Maises zu vernetzen und das Verbot von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko und Mesoamerika zu fordern, da er ein inakzeptables Risiko für die biologische Vielfalt und die Ernährungssouveränität weltweit darstellt.
Der Kampf gegen gentechnisch veränderten Mais in Mexiko umfasst ein breites Spektrum. Beteiligt sind sowohl die Völker, die den Mais vor 10.000 Jahren kultiviert haben und ihn als integralen Bestandteil ihrer Lebensweise und Kultur weiterhin pflegen, als auch Hunderte von sozialen, ökologischen, pastoralen, kulturellen und wissenschaftlichen Organisationen, die mit Aktionen, Anzeigen und Dokumenten dazu beigetragen haben. Die Kämpfe umfassten lokale, ländliche und städtische Aktionen, Proteste und internationale Anzeigen in verschiedenen Foren der Vereinten Nationen, was beispielsweise dazu führte, dass das Übereinkommen über die biologische Vielfalt die mexikanische Regierung wegen des mangelnden Schutzes des Getreides in seinem Ursprungsgebiet zur Rede stellte.[1]
Die gentechnisch veränderten Pflanzen werden von vier transnationalen Konzernen kontrolliert: Bayer (Eigentümer von Monsanto), Syngenta, Corteva (Fusion von DuPont und Dow) und BASF. Angesichts der bevorstehenden Genehmigung der kommerziellen Aussaat von gentechnisch verändertem Mais durch die Regierung zu Gunsten dieser Unternehmen erklärte das Netzwerk zur Verteidigung des Maises zusammen mit Studenten-, Bauern- und Wissenschaftlerorganisationen im Jahr 2012 nachdrücklich, dass sie dies nicht zulassen würden, und riefen ein Volksmoratorium gegen gentechnisch veränderten Mais aus.
Im Jahr 2013 wurde eine Sammelklage von 52 Personen und 22 Organisationen eingereicht, um die Freigabe von gentechnisch verändertem Mais im Land zu stoppen. Die „Demanda Colectiva Maíz” erreichte eine rechtliche Aussetzung, die bis heute Bestand hat, obwohl sie einen ungleichen Kampf gegen mehr als 100 Anfechtungen und rechtliche Angriffe seitens der transnationalen Konzerne führen musste.
Von 2011 bis 2014 fanden im Rahmen des Ständigen Tribunals der Völker, Sektion Mexiko, sechs Sitzungen mit Hunderten von Menschen und nationalen und internationalen Experten statt, die sich mit der Gewalt gegen die Maisvölker und den Bedrohungen für den einheimischen Mais und die Ernährungssouveränität befassten.
Im abschließenden Urteil dieses Tribunals wird gefordert, dass der mexikanische Staat seine Verantwortung gegenüber vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Generationen als Ursprungsland des Maises übernimmt und alle notwendigen Maßnahmen ergreift, um die Erhaltung des einheimischen Maises als Hauptnahrungsquelle und als kulturelles Element des sozialen Zusammenhalts und der sozialen Struktur zu gewährleisten. Aufgrund der schwerwiegenden Risiken, denen der Ursprungsort des Maises, der Lebensgrundlage der Völker, die ihn zum Wohle der gesamten Menschheit geschaffen haben, ausgesetzt ist, und da Mexiko das genetische Reservoir dieses Pfeilers der weltweiten Ernährungssicherheit ist, muss der Anbau von gentechnisch verändertem Mais im Land verboten werden.
Es finden sich immer mehr Belege in wissenschaftlichen Artikeln für die Schäden, die gentechnisch veränderte Pflanzen und die damit verbundenen Agrochemikalien für die Umwelt und die Gesundheit verursachen. Die vom Consejo Nacional de Humanidades, Ciencias y Tecnologías (Conahcyt) im Jahr 2024 zusammengestellte wissenschaftliche Studie über gentechnisch veränderten Mais und seine Auswirkungen sammelt viele dieser Belege.
Vor dem Hintergrund des massiven Widerstands und Drucks der Bevölkerung erließ die mexikanische Regierung 2020 und 2023 zwei Dekrete, die den Anbau und Verzehr von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko einschränkten. Obwohl sie begrenzt waren und obwohl Mexiko das Recht, die Argumente und die Vernunft auf seiner Seite hatte, zwangen die US-Regierung und die transnationalen Konzerne die mexikanische Regierung unter Ausnutzung der Mechanismen des Freihandelsabkommens T-Mec (USA, Kanada, Mexiko) zur Aufhebung dieser Dekrete.
Das verfassungsmäßige Verbot des Anbaus von gentechnisch verändertem Mais in Mexiko ist ein wichtiger Schritt. Die wirksame Verteidigung des Maises durch seine Völker wird fortgesetzt werden – wie immer.
Übersetzung: Vilma Guzmán, Amerika21.
Titelbild: Shutterstock / J.J. Gouin
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[«1] Ich habe versucht, zwei Jahrzehnte des Kampfes, der Debatten und der Konfliktparteien in meinem Buch „Maíz, transgénicos y transnacionales” (Mais, Gentechnik und transnationale Konzerne) darzustellen