Gerade ist die 1. Landeuro-Konferenz in Wiesbaden zu Ende gegangen. Was der Befehlshaber der US-Armee für Europa und Afrika auf der internationalen Militärkonferenz sagte, ist schier unfassbar. Er sprach über die blitzschnelle Einnahme der russischen Stadt Kaliningrad. Von Marcus Klöckner.
Diese Woche kam in Wiesbaden die Vorhut des militärisch-industriellen Komplexes zusammen. Von der Association of United States Army (AUSA) organisiert, trafen sich im Rhein-Main-Center hochrangige Militärs mit Vertretern der NATO und der Rüstungsindustrie. Angaben zur Teilnahme deutscher Politiker gibt es keine, eine Teilnahme oder ein Besuch können angenommen werden. Das Motto der Konferenz: „Transformation in Contact: Integrating Industry, the U.S. Army, and Allies for Global Deterrence“ (Transformation im Kontakt: Integration von Industrie, US-Armee und Verbündeten für globale Abschreckung”). Kurzum: Die Konferenz dreht sich um Sicherheitspolitik, Kriegsführung und Bedrohungsszenarien auf globaler Ebene.
Auf der Konferenz trug auch der Befehlshaber der US-Armee für Europa und Afrika vor. Er sprach von der Einnahme Kaliningrads und davon, mit welch hoher Geschwindigkeit die NATO dazu fähig wäre.
Die militärnahe US-Publikation DefenseNews berichtete über die Konferenz und über die Aussagen von General Christopher Donahue wie folgt:
Zum Beispiel, so Donahue, ist das russische Kaliningrad etwa 47 Meilen breit und von allen Seiten von der NATO umgeben, und die Armee und ihre Verbündeten sind nun in der Lage, „das Gebiet in einem bisher unerreichten Zeitrahmen und schneller als je zuvor einzunehmen.“
Und weiter: „Die US-Armee und ihre NATO-Verbündeten beginnen mit der Umsetzung eines neuen Plans für die „östliche Flankenabschreckungslinie“, der darauf abzielt, die bodengestützten Fähigkeiten zu verbessern und die militärisch-industrielle Interoperabilität im gesamten Bündnis voranzutreiben, sagte der Befehlshaber der US-Armee für Europa und Afrika.“
Hier spricht also ein ranghoher Militär von deutschem Boden aus über einen Angriff und die Einnahme einer Stadt in Russland. Die englische Formulierung, die Donahue gebraucht, lautet: „to take that (Kaliningrad) down from the ground in a timeframe that is unheard” – hier könnte auch die „Zerstörung“ Kaliningrads gemeint sein.
Im Vorfeld äußerte sich der Hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) zu der Konferenz mit den Worten:
„In Anbetracht der Bedrohungen in der Welt, insbesondere durch Russland, müssen wir unsere Verteidigungsfähigkeit stärken. Hessen ist ein starker Rüstungs- und Militärstandort mit wichtigen Unternehmen und Stützpunkten der Bundeswehr und der US-Streitkräfte. […] Es passt daher gut, dass die Tagung ‚Landeuro‘ in der Landeshauptstadt Wiesbaden Experten aus der westlichen Welt zusammenführt. Gerade jetzt kommt es auch auf eine enge Zusammenarbeit und einen guten direkten Austausch an.“
Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS reagierte Russland auf die Aussagen Donahues. Der Duma-Abgeordnete und Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des russischen Parlaments Leonid Sluzki wird mit den Worten zitiert:
„Ein NATO-Angriff auf die russische Ostsee-Exklave Kaliningrad wird eine angemessene Reaktion Russlands auslösen, einschließlich der in der Nukleardoktrin vorgesehenen Maßnahmen.”
Anmerkung Redaktion: Videos zur Konferenz finden sich etwa hier und hier.
Titelbild: Screenshot AUSA