Bayern-Wahl stülpt einiges um

Albrecht Müller
Ein Artikel von:

Quelle: Wikipedia

Das ist eine Niederlage für die CSU; aber sie erhält immerhin noch 37,2 %. Die SPD ist mehr als halbiert. Die AfD blieb unter den bundesweit prognostizierten 16 %. Die Grünen haben enorm zugelegt. Die Linke erfolglos. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Die Analyse zur Bayern-Wahl bei der ARD ist recht informativ, allerdings bei der Darstellung der wirtschaftlichen Lage wiederum typisch. Jene Menschen, denen es auch in Bayern schlecht geht, die keinen festen Arbeitsplatz und keinen ausreichenden Lohn haben, kommen auch bei dieser Darstellung unter die Räder.
Hier finden Sie die Sitzverteilung nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis:

Quelle: wahlrecht.de

Wenn man die deutlichen Verschiebungen erkennen will, ist es sinnvoll, etwas zurückzublicken.. Zu diesem Zweck sind hier die Ergebnisse von 1982-2018:

Die CSU hatte noch 2003 60,7 %, jetzt 37,2. Die SPD hatte 1982 noch 31,9 und auch 1994 noch 30 % der Zweitstimmen. Die Stimmen für sie wurden von der letzten Wahl im Jahr 2013 bis heute mehr als halbiert. Bei den Grünen ging es auf und ab. Von der letzten Wahl 2013 bis heute haben sie sich dann allerdings mehr als verdoppelt. Die Linke bekommt offensichtlich keinen Grund unter die Füße: 2008 4,4 %, 2013 2,1 %, 2018 3,2 %.

Ein düsteres Ergebnis für die fortschrittliche Hälfte unserer Gesellschaft

Wenn man – zugegebenermaßen mutig – die Grünen und die verbliebene SPD zur linken Hälfte unserer Gesellschaft zählen würde, dann kommt man in Bayern gerade mal auf 30,4 %. Das ist wenig. Es war aber auch in der Vergangenheit nicht grundlegend anders. Allerdings waren damals SPD und Grüne fortschrittliche, linker.

Das äußerst schlechte Abschneiden der Linkspartei hat etwas damit zu tun, dass der Begriff links in den letzten Jahren, eigentlich unentwegt seit der Wende von 1989, diffamiert worden ist. So bitter das ist: Der Begriff links ist verbraucht. Auch deshalb kommt die Linkspartei bundesweit bei Umfragen kaum über die 10 % hinaus, in Bayern halt nur auf 3,2 %.

Zur SPD – wann endlich geht Andrea Nahles…

Auch in Bayern hat die SPD eine gewisse Tradition. Offenbar sind diese traditionellen Bindungen an die Arbeitnehmerschaft wirkungslos bzw. geschwunden. Das hat vermutlich wie auch bundesweit viel damit zu tun, dass die SPD mit der Agenda 2010 ihr gesellschaftspolitisches Profil geschliffen hat, und mit ihrer Bereitschaft zu Militäreinsätzen und zu einem Außenminister a la Heiko Maas und vorher Steinmeier auch das friedenspolitische Erbe verspielt hat.

Man muss und kann davon ausgehen, dass die Politik in Berlin und auch die dürftige personelle Situation in Berlin auf München und Bayern ausgestrahlt haben. Wie schon früher auf den NachDenkSeiten festgestellt: Mit Andrea Nahles an der Spitze wird die SPD den Weg der anderen sozialdemokratischen Parteien in Europa gehen: immer weiter abwärts. Nahles müsste fertigbringen, was ihrer Natur wohl widerspricht: Sie müsste auf die Suche nach qualitativ guten und ansprechenden Personen gehen, statt weiter dem Irrglauben anzuhängen, sie sei die Beste. Und natürlich müsste die SPD-Führung nach einem programmatischen Profil suchen, das attraktiv ist und zu diesem Zweck auch an den guten Seiten ihrer Geschichte anknüpft.

Zu den Grünen …

Ein paar wenige Anmerkungen, mehr folgt noch: bewundernswert, dass sie in München und sogar in Würzburg Direktmandate errungen haben. Und das alles mit einer gesellschaftspolitisch und friedenspolitisch ziemlich arg gewandelten Partei. Die Grünen schwimmen im großen Strom der Medien. Ihnen kommt zugute, dass ihr Basisthema Ökologie tatsächlich immer brisanter wird.

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