Wem sollen wir glauben – Sahra Wagenknecht oder Ken Jebsen?

Wem sollen wir glauben – Sahra Wagenknecht oder Ken Jebsen?

Wem sollen wir glauben – Sahra Wagenknecht oder Ken Jebsen?

Albrecht Müller
Ein Artikel von: Albrecht Müller

Am vergangenen Donnerstag erschien die regelmäßig erscheinende Wochenschau von Sahra Wagenknecht „Jetzt zählt das Wir“? Meine Antwort auf die Solidaritätsheuchler. Heute erschien ein alarmierendes Stück von Ken Jebsen „Gates kapert Deutschland“. (Siehe dort auch die Quellenangaben.) Wir bemühen uns um die Darstellung der verschiedenen Positionen, erleben aber oft, dass auch Leserinnen und Leser der NachDenkSeiten die Darstellung der Gegenposition nicht mehr ertragen und ausgesprochen harsch reagieren. Deshalb die Bitte, mit den beiden Videos freundlich und gelassen umzugehen – soweit das überhaupt in diesen Tagen geht. Albrecht Müller.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Sahra Wagenknecht weist im größeren Teil ihres Videos darauf hin, was Solidarität in diesen Zeiten verlangen würde und sie kritisiert die „Solidaritätsheuchler“. Zu Anfang beklagt sie die mangelnde Abstimmung zwischen Bund und Ländern bei den Lockerungen. Sie hofft auf eine wetterbedingte Abschwächung des Virus, weil sonst „natürlich eine neue Welle drohe“. Weil ich diese Warnung auch von Angela Merkel kenne und sie bei Merkel für eine der ihr geläufigen Manipulationsmethoden halte – B sagen und A meinen, vor der „neuen Welle“ warnen(B), um A zu transportieren „wir haben bisher alles richtig gemacht, das wäre durch eine neue Welle gefährdet“ – hätte ich das Video von Sahra Wagenknecht fast nicht mehr weiter angesehen. Das wäre ein Fehler gewesen. Denn sie sagt Gutes und Vernünftiges. Allerdings wird auch dieses Video wie das Verhalten der Linkspartei insgesamt als Unterstützung von Frau Merkel und deren Kurs verstanden werden.

Ken Jebsen warnt vor der Weltherrschaft von Bill Gates und Frau Gates und hält alles, was zur Zeit von Seiten der Politik geschieht, für übertrieben und für einen Angriff auf das Grundgesetz.

Die Sache mit der Weltherrschaft von Gates und Partner passt nicht so richtig zu dem, was wir von Moskau hören. Aber die Warnung vor der Impfpflicht und vor den Folgen für unser Leben ist aus meiner Sicht berechtigt. Gestern hatte ich in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung gelesen, dass Bundespräsident Steinmeier den „Impfstoff für alle“ fordert und die Bundeskanzlerin einen „deutlichen finanziellen Beitrag“ unseres Landes für die Impfstoffforschung versprochen hat. Angela Merkel habe berichtet, auf der Geberkonferenz, zu der die EU-Kommission eingeladen habe, ging es um die internationale Zusammenarbeit bei der Suche nach Medikamenten und Impfstoffen. Laut Merkel fehlen 8 Milliarden € für die Entwicklung eines Impfstoffes.

Diese Einlassungen kamen mir ausgesprochen spanisch vor. 8 Milliarden für die Entwicklung eines Impfstoffes. 8 Milliarden! Und die EU-Kommission (!) lädt zu einer Geberkonferenz ein. Ist das deren Funktion? Dort ist die Merkel-Freundin Ursula von der Leyen Präsidentin. Das riecht. Das stinkt. – So hat das wohl auch Ken Jebsen empfunden.

Die Formulierung, Gates kapere Deutschland, mag manchem übertrieben erscheinen. Aber alleine schon die Tatsache, dass Bill Gates in den Tagesthemen ein Interview von über 8 Minuten Länge gewidmet wird, ist so weit jenseits dessen, was in einer Demokratie mit freien Medien möglich sein sollte, dass Ken Jebsen nicht ganz falsch liegt.

Sahra Wagenknecht vertraut in Bezug auf die Kernfrage – den Umgang mit Corona – offensichtlich der Bundeskanzlerin. Ken Jebsen vertraut Angela Merkel partout nicht. Wem sollen wir glauben, wem sollen wir folgen?

Bei unseren Leserinnen und Lesern wird die Antwort verschieden ausfallen, vermutlich sogar konträr. Auch in meinem engeren Umkreis wird darüber sehr verschieden gedacht. Als ich gestern in einem Video-Gespräch auf die Problematik des neuen Gesetzentwurfes zur Impfpflicht hinwies, bekam ich den Hinweis darauf, dass man doch heute schon Impfungen nachweisen müsse, wenn man zum Beispiel in die USA fliegen wolle. Das stimmt. Dennoch könnte man wie Ken Jebsen misstrauischer sein.

Dieses Misstrauen teilt und belegt übrigens auch Norbert Häring. Hier die Einführung und der Link zu einem Text über ID 2020:

ID2020, Known-Traveller und Kontaktverfolgung durch Google und Apple: US-Konzerne werden zur Weltpassbehörde

Wir sind nicht mehr weit davon entfernt, dass die digitalen Technologiekonzerne der USA virtuelle Passbehörde der Welt werden, die bestimmt, wer sich in welchem Radius bewegen darf. Sogar die physischen Kontakte jedes Trägers eines Android oder Apple-Smartphones sollen künftig erfasst und von den USA aus auswertbar sein.

Quelle: Norbert Häring

Das wäre übrigens ein gutes Thema für die nächste Wochenschau von Sahra Wagenknecht. Und Ken Jebsen täte es gut, wenn er bei der Behandlung der Frage, wie solidarisch mit den Folgen von Corona umgegangen werden sollte, seinen Glauben begraben würde, die Aufteilung in links und rechts sei überholt.