In Gaza verhungern die Menschen – wir, Deutschland, tragen eine große, nicht wiedergutzumachende Schuld

In Gaza verhungern die Menschen – wir, Deutschland, tragen eine große, nicht wiedergutzumachende Schuld

In Gaza verhungern die Menschen – wir, Deutschland, tragen eine große, nicht wiedergutzumachende Schuld

Ein Artikel von Frank Blenz

„Haltet endlich ein, tut was gegen dieses schreiende Verbrechen, gegen diese Unmenschlichkeit!“, rief ich heute früh beim Lesen der Worte des Direktors der World Peace Foundation, Alex de Waal, laut aus. Hellwach war ich sofort und sehr ernüchtert, weil ich wie viele Bürger in unserem Land sehe und dabei hilflos wie entsetzt bin, dass wir große, nicht wiedergutzumachende Schuld auf uns laden. Wir, konkret die Führung unseres Landes, sind dagegen nicht hilflos, doch lässt die schwarz-rote Bundesregierung der israelischen Regierung ihre Verbrechen durchgehen, sie duckt sich weg, sie behauptet gar, dass sie ja „protestiert“: Was für ein Hohn. Wir Bürger müssen von Friedrich Merz fordern: Machen Sie dem ein Ende – jetzt! Frank Blenz.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Worte für die Ewigkeit – ein minutiös geplantes Verbrechen: Massenaushungerung

Der folgende Abschnitt in der Tageszeitung junge welt ist eine weitere der zahlreichen, erschütternden Veröffentlichungen über Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in Gaza vor unser aller Augen stattfinden. Die Worte von Alex de Waal machen einen fassungslos:

Der Direktor der World Peace Foundation, Alex de Waal, erklärte in der am Montag (Ortszeit) ausgestrahlten US-Sendung »Democracy Now!«: »Ich beschäftige mich seit mehr als 40 Jahren mit Hungersnöten, Ernährungskrisen und humanitären Maßnahmen, und in diesen vier Jahrzehnten hat es keinen Fall einer derart minutiös ausgearbeiteten, genau überwachten und präzise konzipierten Massenaushungerung einer Bevölkerung gegeben, wie es heute in Gaza geschieht.« Die Phase der Hungersnot habe nun begonnen, konstatierte der Direktor für medizinische Hilfe in Gaza, Mohammed Abu Afash, am Dienstag. Er erwarte ein Massensterben von Frauen und Kindern.

(Quelle: junge welt)

Worte wie minutiös, genau überwacht, präzise konzipiert, Massenaushungerung – sie sind die monströse Boshaftigkeit, die Deutschland nicht durchgehen lassen darf.

… keinen Fall einer derart minutiös ausgearbeiteten, genau überwachten und präzise konzipierten Massenaushungerung einer Bevölkerung gegeben, wie es heute in Gaza geschieht“.

Wie reagiert der Bundeskanzler? So, wie er agiert, nämlich gar nicht.

Die Nachricht macht die Runde, dass 30 Staaten in einer gemeinsamen Erklärung fordern, den Krieg in Gaza sofort zu beenden – ein Akt, der ohnehin zu spät und immer noch zu zaghaft ausfällt. Steigern kann man derlei Zaghaftigkeit noch, indem man wie Deutschland nicht zu diesen 30 Staaten gehört. Wie reagiert der Bundeskanzler? Wie er agiert – gar nicht. Vor allem seine Wortwahl, sein Sich-Winden und die Verwendung von „in aller Deutlichkeit“ und „nicht hinnehmbar“ – bedeuten, dass das Unheil in Gaza sich fortsetzt.

Merz sagte bei einer Pressekonferenz in Berlin, die Bundesregierung habe schon lange vor der Erklärung von rund zwei Dutzend Staaten genau die dort aufgestellten Forderungen vertreten. Eine wenige Wochen alte Erklärung des Europäischen Rates sei praktisch inhaltsgleich mit dem nun veröffentlichten Brief. Zudem sei er in Deutschland einer der Ersten gewesen, die in aller Deutlichkeit die Zustände im Gazastreifen als nicht hinnehmbar beschrieben hätten. Merz forderte die israelische Regierung erneut auf, die massiven militärischen Interventionen zu stoppen, einen Waffenstillstand zu ermöglichen und humanitäre Hilfe für die Bevölkerung zu ermöglichen.

(Quelle: Deutschlandfunk)

Was Merz bewegt, so nicht zu handeln, muss auch mit dieser Tatsache zu tun haben:

Deutschland ist weiterhin einer der größten Waffenlieferanten Israels.

(Quelle: Deutschlandfunk)

Und weiterhin läuft der „Plan“, Gaza von Palästinensern „zu befreien“

Die Phase der Hungersnot habe begonnen, heißt es, täglich weitet Israel seinen unfassbaren Krieg aus und fordert dabei die in Gaza gefangenen Palästinenser auf, ihre eigene Evakuierung umzusetzen.

»Unser letztes Zelt, unser letztes Lebensmittelpaket, unsere letzten Hilfsgüter sind verteilt worden. Es gibt nichts mehr«, so Leiter Jan Egeland gegenüber Reuters. Es sei die vergangenen 145 Tage nicht möglich gewesen, Hunderte von Lastwagenladungen mit humanitären Gütern nach Gaza zu bringen.

Parallel hat Israel seinen Krieg ausgeweitet und nach einer Aufforderung zur »Evakuierung« am Montag Panzer in der zentral gelegenen Stadt Deir Al-Balah auffahren lassen. Zehntausende hatten dort Schutz gesucht, zumeist in Zelten. Damit stehen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 88 Prozent der Enklave unter Evakuierungsbefehl.

(Quelle: junge welt)

All das Unfassbare geschieht und wird enden wie geplant, befürchte ich. Zur aktuellen Erinnerung: vor zwei Wochen hat die „Tagesschau“ der ARD von solchen Ungeheuerlichkeiten berichtet, die wie Mosaiksteine zusammengesetzt werden für das große Ziel:

Israels Verteidigungsminister will im Süden des Gazastreifens ein Lager für 600.000 Menschen errichten. Er selbst spricht von einer „humanitären Stadt“ – viele Palästinenser sehen darin jedoch eine Vorstufe zur Vertreibung.

Im Angesicht der Not, der Ohnmacht, des Nichtstuns, des schlimmsten Treibens bleiben den Menschen in Gaza nur ihr Stolz, ihre Wut, ihre Würde – so wie Abu Samir Al-Fakaawi, ein Mensch aus Gaza. Der sagte im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters deutlich, dass er in Gaza bleibt, und dies an die Adresse der beteiligten Politiker:

Ich verlasse Gaza nicht. Dies ist unsere Heimat. Sollen wir sie einfach aufgeben und weggehen? Unsere Kinder, unsere Toten, sie sind hier begraben. Wem überlassen wir unser Land? Einer Bande von Kriminellen? Wir werden auf diesem Land bleiben, egal was Trump und Netanjahu und alle anderen sagen.“

(Quelle: Tagesschau)

Titelbild: Anas-Mohammed / Shutterstock