„Würden Sie für Deutschland kämpfen?“ – O-Töne zum neuen Wehrdienst-Gesetz

„Würden Sie für Deutschland kämpfen?“ – O-Töne zum neuen Wehrdienst-Gesetz

„Würden Sie für Deutschland kämpfen?“ – O-Töne zum neuen Wehrdienst-Gesetz

Ein Artikel von: Redaktion

Die Bundesregierung hat ein neues Wehrdienst-Gesetz auf den Weg gebracht. Begründet wird der Schritt mit einer wachsenden Bedrohung durch Russland. Die Meinungen zu dem neuen Projekt sind gespalten: Während die einen darin eine Gefahr sehen, dass junge deutsche Männer demnächst in den Krieg geschickt würden, meinen die anderen, in der jetzigen Form habe das Gesetz keine abschreckende Wirkung. Eine neue Ausgabe der O-Töne.



Bundeskanzler Friedrich Merz am 27. August 2025

„Denn Russland führt längst hybride Attacken gegen uns durch Sabotage, Cyberangriffe, gezielte Desinformation. Wir erleben das, wenn Kabel in der Ostsee zerstört werden, wir erleben es durch gezielte Angriffe auf unsere IT-Sicherheit, wir erleben es durch massive Einmischung auch in unsere Demokratie. (…) Wir haben das Gesetz zur Modernisierung des Wehrdienstes geeint. Damit setzen wir ein zentrales Projekt des Koalitionsvertrages um. Dazu wird Boris Pistorius gleich noch etwas ausführlicher etwas sagen.“

(Quelle: :newstime, ab Minute 4:10 und ab Minute 6:08)


Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am 27. August 2025

„Warum brauchen wir einen neuen Wehrdienst? Bei all den öffentlichen Diskussionen der vergangenen Wochen und Monate ist eines unstrittig, auch heute Morgen und in den letzten Wochen: Die Bundeswehr muss aufwachsen, die internationale Sicherheitslage, vor allem das aggressive Auftreten Russlands erfordert dies. Wir brauchen nicht nur eine gut aufgerüstete Truppe, da sind wir in vollem Lauf, dafür sorgen wir seit zweieinhalb Jahren und hören nicht auf. Wir brauchen aber eben auch eine personell stark aufgestellte Bundeswehr. Erst dann ist Abschreckung als Ganzes auch wirklich glaubhaft gegenüber Russland.

(Quelle: :newstime, ab Minute 10:15)


Politikberater Nico Lange am 27. August 2025

„So ein bisschen wie der alte Witz von Radio Eriwan. Gibt es denn jetzt eine Wehrpflicht? Im Prinzip ja – nur keine Pflicht, sondern freiwillig, und auch nicht sofort, sondern später. Musterung ab 2028. Boris Pistorius hat heute gesagt, wir müssen die Russen abschrecken. Und das ist ja auch richtig. Aber ich glaube nicht, dass das, was wir hier machen, eine abschreckende Wirkung hat. Ist die Lage jetzt ernst oder nicht ernst? Ich habe das noch nicht verstanden. Eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen, für alle, die noch nicht gedient haben, also nicht nur für die jungen Leute, das wäre aus meiner Sicht der Lage angemessen. Aber dazu konnte man sich offenbar nicht durchringen.“

(Quelle: @nicolange_, ab Minute 0:12)


Ex-Bundeswirtschaftsminister und -Vizebundeskanzler Robert Habeck am 27. August 2025

„Also ich als 55-jähriger, jetzt bald ehemaliger Politiker, frage mich, ob diese Debatte richtig und gerecht geführt ist. Lauter 55-jährige und ältere Männer setzen sich hin und sagen: „Die Jugend muss mal wieder Zucht und Ordnung lernen. Ihr müsst Deutschland lieben und gegebenenfalls dafür sterben. Das ist ein großes Opfer, und wie verteilen wir die Bereitschaft dieses Opfers gerechter und generationengerechter? (…)

Moderator: Würden Sie für Deutschland kämpfen?

Habeck: Das ist eine Frage, die ich mir stelle. Die kurze Antwort wäre ‚ja‘, aber ich würde natürlich auch gerne wissen, wofür und mit welchem Szenario. Jedenfalls lieber als meine Söhne, als junge Generation dahin (in die Ukraine. – Anm. der Red.) zu schicken.“

(Quelle: ZDF, ab Minute 1:11:27 und ab Minute 1:12:22)


CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter am 27. August 2025

„Wir sind nicht mehr im Frieden, aber um den Krieg zu verhindern, müssen wir wehrfähiger werden. Und deswegen bin ich ganz beim Vorschlag des Bundespräsidenten für ein verpflichtendes Gesellschaftsjahr, wo ein Teil eben eine Wehrpflicht ist. Und da reicht es nicht, bis 2028 das mühsam zu machen, sondern wir sollten da deutlich schneller werden. Und deshalb auch die Kritik der Union, die Herr Pistorius auch angenommen hat. Und auch wir Älteren haben unseren Beitrag zu leisten, denn wir haben 14 Jahre lang quasi die Wehrpflicht ausgesetzt, alle Strukturen abgebaut, was jetzt mühsam wieder aufgebaut werden muss. (…) Und die junge Generation wird nur ein Leben in Frieden und Freiheit und auch in einer gewissen Entspannung führen können, wenn sie gefordert ist und einen Beitrag leistet für die Sicherheit unseres Landes. Und das kann man eben nicht mit Work-Life-Balance machen, sondern Work-Life-Balance ist gut, wenn man in Frieden und Freiheit lebt, aber die muss man bewahren, und deswegen die Pflichtelemente. Und Russland wird nicht bis 2029 warten.“

(Quelle: @rkiesewetter, ab Minute 0:15 und ab Minute 0:58)


Vox Populi“: WDR-Sendung Aktuelle Stunde am 27. August 2025

Erster Passant: „Ich glaube, es gibt in Deutschland genug Leute, die gerne zum Militär wollen. (…) Na mein Sohn soll das nicht machen, der studiert ja auch, ich meine, der soll doch was für die Gesellschaft tun.“

Zweiter Passant: Wenn ich einen 18-jährigen Sohn hätte, und ich müsste ihn in den Krieg schicken, da würde ich mit dem das Land verlassen. (…) Ja, ich schicke doch nicht meinen Sohn in den Tod rein.“

(Quelle: WDR, ab Minute 3:58)


Titelbild: Screenshots Newstime, WDR, ZDF

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