Nach Polen, Dänemark und Norwegen hat es nun auch München erwischt: Zwei Nächte hintereinander mussten Tausende Passagiere wegen gestrichener Flüge am Münchner Flughafen verbringen. Schuld waren mysteriöse Drohnen, die angeblich im Raum des Flughafens gesichtet wurden. Wie viele und welcher Art – das konnte niemand sagen. Für Top-Politiker waren die „Sichtungen“ jedoch Grund genug, radikale Maßnahmen zu initiieren, bis hin zur „Ausrufung eines Spannungsfalls“. Aber schon vor dem Vorfall in München ließ man sich originelle „Gegenmaßnahmen“ einfallen – etwa „die Moskauer U-Bahn für einen Tag stillzustellen“. Eine neue Ausgabe der O-Töne.
„Tagesschau“ am 3. Oktober 2025
„Flughafen München gestern Abend: Für sie geht die Reise vorerst nicht mehr weiter. Etliche Flüge fallen aus. Der Grund: Anwohner melden Drohnen-Sichtungen in der Nähe des Flughafengeländes. Auch die Polizei berichtet über unbekannte Flugobjekte. (…)
17 Flüge werden gestrichen, 15 weitere müssen auf andere Flughäfen umgeleitet werden. Insgesamt sind knapp 3.000 Passagiere betroffen, viele müssen die Nacht am Flughafen verbringen. Helfer bauen Feldbetten auf, wegen des Oktoberfests gibt es kaum noch freie Hotelzimmer. Wie viele Fluggeräte gesichtet wurden und um welche Art es sich handelt – bislang unklar; auch, ob es eine Verbindung zu den Drohnen-Sichtungen in Dänemark oder Schleswig-Holstein gibt.“
(Quelle: Tagesschau, ab Minute 0:16 und ab Minute 0:41)
Russlands Präsident Wladimir Putin am 2. Oktober 2025
Moderator: „Wladimir Wladimirowitsch, warum schicken Sie so viele Drohnen nach Dänemark?“ (ironisch)
Putin: „Ich werde es nicht mehr tun (schmunzelt). Weder nach Frankreich noch nach Dänemark oder nach Kopenhagen, wohin fliegen sie noch? Nicht nach Lissabon. Wissen Sie, die Leute haben Spaß, so wie sie einst mit UFOs Spaß hatten. Es gibt so viele Sonderlinge, wie übrigens auch bei uns. Sie sind nicht anders, besonders junge Menschen. Dort werden sie diese jeden Tag losschicken. Aber wie Sie wissen, haben wir auch keine Drohnen, die nach Lissabon fliegen könnten. Was am wichtigsten ist: Es gibt dort keine Ziele dafür.“
(Quelle: APT, ab Minute 3:27)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am 4. Oktober 2025
„Wir müssen einfach feststellen, dass wir mehr herausgefordert sind als je zuvor. Deswegen gilt es auch, Maßnahmen zu treffen. Nicht abwarten und sich alles gefallen lassen, sondern im Zweifelsfall abfangen und abschießen. Wir werden jetzt in Bayern die gesetzliche Grundlage bereits in der nächsten Woche schaffen. Wir werden die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen, dass die Polizei nicht nur einfache, sondern auch hochwertige Drohnen abschießen kann, und in enger Kooperation mit Bund auch dafür sorgen, dass bei größeren Gefährdungen ein schnelles Eingreifen der Bundeswehr möglich ist. Am Ende brauchen wir so eine Art Iron Dome sowohl für Raketen als auch für Drohnen. Wir spüren: Wir sind nicht mehr so ganz so im Frieden, wie wir waren, und deswegen: Klare Linie, Schwäche wird nicht belohnt.“
(Quelle: WELT, ab Minute 0:35)
Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius am 2. Oktober 2025
„Wir brauchen also ein Lagebild, das klar ist: Um was für eine Art von Drohnen handelt es sich? Stellen Sie eine Bedrohung dar, der man unmittelbar begegnen muss, oder sind es eben keine unmittelbaren Bedrohungen? All das muss abgestimmt sein, und dafür braucht es ein Lagebild. Und dann kann man in diesem Zuge über eine Veränderung des Luftsicherheitsgesetzes nachdenken, und das werden wir tun. Ich glaube, dass man das kann. Ich glaube auch, dass es Sinn macht, die Bundeswehr – im Wege der Amtshilfe, wohlbemerkt – da noch mehr ins Boot zu holen. Aber klar ist auch – anders, als bisweilen der Eindruck erweckt wird: Es gibt kein Kompetenzwirrwarr in Deutschland. Es ist völlig klar, wer zuständig ist in welchem Bereich. Aber was wir eben besser machen müssen, ist die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen – angefangen, ich wiederhole es noch mal, beim Lagebild, bis hin zum Einsatz von Systemen, die idealerweise dann auch miteinander interoperabel sind und die man auch koordiniert einsetzen kann zwischen Bund, Ländern und der Bundeswehr.“
(Quelle: phoenix)
CDU-Sicherheitspolitiker Roderich Kiesewetter am 1. Oktober 2025
„Ja, es gehört zur russischen Eskalation. Es geht darum, von unserer Unterstützung für die Ukraine abzulenken, aber es geht auch darum, Unsicherheit zu säen. Das müssen wir aufklären. Deswegen habe ich mich auch für die Ausrufung des Spannungsfalls ausgesprochen. Ruhig zu bleiben ist immer gut, aber wir müssen natürlich begreifen, dass es hier um Ausspähung kritischer Infrastrukturen geht. Russland kartografiert, wo welche Kraftwerke, Wasserwerke sind, welche Kasernen relevant sind, welche Rüstungsindustrien. Wir dürfen es nicht verharmlosen. Wir brauchen dieses Mindset, diese strategische Kultur, dass wir es nicht beschwichtigen. Und da hat der Außenminister sicherlich auch noch Nachholbedarf. Aber wir alle in Deutschland haben diesen Nachholbedarf. Deswegen habe ich auch Verständnis für seine Worte. Aber wir brauchen die mahnenden Stimmen. Es kann nicht sein, dass wir uns immer die Nachbarländer darauf aufmerksam machen. Wir sind das wirtschaftsstärkste Land Europas, an uns steht und fällt letztlich die Unterstützung der Ukraine. Wenn wir zu wenig ausgeben, dann müssen andere Länder mehr einspringen, und das schafft keine außenpolitische Verlässlichkeit. Außenpolitische Verlässlichkeit schaffen wir, indem wir das mit ansprechen und uns wehrhafter machen.“
(Quelle: @RKiesewetter auf X, ab Minute 0: 18)
Manfred Weber, Partei- und Fraktionsvorsitzender der EVP, am 24. September 2025
„Was wir eigentlich bräuchten, ist, dass wir in der hybriden Kriegsführung, die ja heute Realität ist – wir haben die Cyberangriffe jetzt, wir haben die Mini-Drohnen-Angriffe auf Oslo, auf die Flughäfen jetzt Dänemark beispielsweise auch … Wie wäre es denn, wenn so ein Angriff kommt, so eine Provokation kommt, und wir wären in der Lage, mit Cyberangriffen mal für einen Tag die Moskauer U-Bahn stillzustellen oder so? Also nichtmilitärische Maßnahmen zu ergreifen, um deutlich zu machen: ‚Putin, hör auf damit!‘ Wir müssen in der Lage sein, uns zu verteidigen.“
(Quelle: ZDF, ab Minute 30:24)
WELT Nachrichtensender am 4. Oktober 2025
„Erneut Ausnahmezustand am Münchner Flughafen. Wegen Drohnen-Sichtungen über dem Gelände wird am zweiten Tag in Folge der gesamte Flugbetrieb gestoppt. Über 6.000 Reisende stranden, viele verbringen die Nacht auf Feldbetten zwischen Rollkoffern und Abflugtafeln. Noch weiß niemand, wer hinter den Drohnen steckt. Die Bundespolizei ist mit vollen Kräften im Einsatz. Der Vorfall aber zeigt, wie verwundbar einer der größten Luftverkehrsknotenpunkte Europas ist.“
(Quelle: WELT)
Titelbild: Screenshots APT, phoenix, x.com@RKiesewetter, WELT, ZDF