Die Schleimspuren europäischer Wirtschaftsführer. Das spannende Protokoll eines denkwürdigen Treffens mit Trump in Davos.

Ein Artikel von:
Winfried Wolf

Am 25. Januar 2018 gab es in Davos am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) ein denkwürdiges Treffen. Auf Einladung des US-Präsidenten Donald Trump trafen sich 15 europäische Wirtschaftsbosse mit dem US-Präsidenten. Der WEF-Initiator und WEF-Präsident Klaus Schwab durfte auf einem Klappsitz Platz nehmen. Zu den Teilnehmern und dem Hintergrund bei einzelnen Unternehmen siehe Teil II. Insgesamt ein bemerkenswertes Sittengemälde. Albrecht Müller.

Faktisch ging es den Bossen der europäischen Konzerne nur um eines: sich beim US-Präsidenten einzuschleimen, die eigene Präsenz auf dem US-Markt zu betonen und nach neuen Aufträgen zu gieren.

In einem ungewöhnlichen Schritt veröffentlichte das Weiße Haus unmittelbar nach dem Event eine Abschrift der Tonbandaufzeichnung von dem Treffen. Es handelte sich offensichtlich um eine Textfassung, die mit den Beteiligten nicht abgestimmt wurde; an mehr als zwei Dutzend Stellen in der Abschrift steht „inaudible“ („nicht verständlich“).

Wir veröffentlichen im Folgenden als Teil I das Wortprotokoll erstmals in einer ungekürzten Fassung (zwei Miniauslassungen werden in Anmerkungen[2] erklärt. Eine gekürzte Fassung wurde im aktuellen Heft von Lunapark21, Zeitschrift zur Kritik der globalen Ökonomie, veröffentlicht. Die Übersetzung besorgte Winfried Wolf, Chefredakteur von Lunapark21. In runde Klammer gesetzte Teile im Text befinden sich so im Wortprotokoll wie vom Weißen Haus veröffentlicht. In eckige Klammern [] gesetzte Passagen wurden vom Übersetzer eingefügt und sind mit „W.W.“ gekennzeichnet.

Bitte beachten Sie die Hinweise zu einigen Unternehmen und zur US-Steuerreform in einem ebenfalls von Winfried Wolf verfassten Beitrag, den wir in Teil II publizieren; diese Information liefern für wichtige Teile der „Davos-Trump-Protokolle“ erst die erforderliche Würze.

Teil I:

The Trump-Davos-Files.

Protokoll einer denkwürdigen Veranstaltung.

Trump mit kapitalen Freunden in Davos

THE PRESIDENT: Zunächst möchte ich mich bei allen bedanken. Die Bereitschaft, hierher zu kommen, die wir und die Vereinigten Staaten erlebten, war unglaublich groß. Um diesen Tisch herum sitzen einige der großartigsten Wirtschaftsführer der Welt, einige der größten Unternehmen der Welt. Ich kann mir wohl keinen anderen Ort und keine andere Zeit vorstellen, wo es eine solche Ansammlung von Wirtschaftsführern mit dieser Statur gab.

Und ich dachte, was ich zuallererst mache: Ich möchte mich bei dem Professor für den fantastischen Job bedanken, den er macht. Klaus [Schwab; Organisator des World Economic Forum; W.W.] danke vielmals. Du hast wirklich Herausragendes gemacht. All das auf diesem Niveau über all die Jahre hinweg zusammenzubringen, gereicht dir, deiner ganzen Gruppe und deiner Familie zur Ehre. Also danke vielmals. Es ist eine Ehre, hier die Vereinigten Staaten zu repräsentieren.

Mr. SCHWAB: Danke, Mr. President!

THE PRESIDENT: Wir erfahren eine große Wärme, ein großes Maß an Respekt für unser Land. Und vor allem viel Geld – Milliarden und Milliarden Dollar, die in die USA strömen. Die Leute sind wirklich glücklich über das, was wir getan haben, nicht nur hinsichtlich der Steuerreform, auch hinsichtlich des Abbaus an Regulierung, und ich glaube auch, weil wir Cheerleader für unser Land sind. Wenn du nämlich Cheerleader bist für dein Land oder deine Firma, dann wird es gut gehen – was auch immer sonst passieren mag. Und das ist es, was ich bin. Das ist es, was meine ganze Gruppe ist.

Jetzt beginne ich mal auf meiner linken Seite. Und dann geht es rund. Hier haben wir einen der ganz großen Weltwirtschaftsführer. Sagen Sie ein paar Worte über Ihre Firma und was immer Sie so vorhaben. Na los.

Mr. KAESER: Danke, Mr. President. Danke für die Einladung heute. Offensichtlich arbeite ich für Siemens. Wir haben 56.000 Leute, die in den USA arbeiten; 34 Milliarden US-Dollar Umsatz. Also wirklich: Gratulation zu Ihrer Steuerreform! Sie sagten, dass Sie das machen würden.

THE PRESIDENT: Ja, das sagten wir. Und übrigens, wenn er sagt, er arbeite für Siemens … er ist der Chef von Siemens. Aber das geht schon in Ordnung. (Gelächter) Das ist eine klasse Art, das so zu sagen. Aber machen Sie weiter.

Mr. KAESER: Aber arbeiten Sie nicht auch für Ihr Land?

THE PRESIDENT: Yeah! Wir arbeiten für unser Land. Das ist schon richtig.(Gelächter) Das gleiche Ding. Und Siemens geht es gut?

Mr. KAESER: Uns geht es echt gut. Es ist eine Tatsache, dass wir ziemlich viel in dem Land [USA; W.W.] investiert haben. Und seit Sie mit Ihrer Steuerreform Erfolg hatten, beschlossen wir, die nächste Generation mit Gasturbinen in den USA zu entwickeln.

THE PRESIDENT: Oh, was für ein dickes Ding. Wirklich groß! Das ist ja fantastisch!

Mr. KAESER: So ist es!

THE PRESIDENT: Und wo werden die entwickelt?

Mr. KAESER: Charlotte.

THE PRESIDENT: Oh, Charlotte – das ist großartig! Das ist fantastisch. Ok, danke! Wegen Charlotte! Ganz großen Dank – auch für unser Land.

Mr. KAESER: Es war mir ein Vergnügen. Ich danke.

Mr. RENJEN: Mr. President. Ich danke Ihnen, hier sein zu können. Punit Renjen von Deloitte. Für 265.000 Beschäftigte, verteilt über den Globus. 70.000 davon in den USA. Nochmals danke, hier sein zu können.

THE PRESIDENT: Großes Unternehmen! Danke vielmals. Großartiger Job!

Mr. RENJEN: Danke Ihnen!

Mr. SCHNEIDER: Mr. President – danke für die Einladung. Mark Schneider CEO von Nestlé. Was viele nicht wissen: Nestlé wurde mitgegründet von amerikanischen Brüdern, die nach dem Bürgerkrieg in die Schweiz kamen. Heute beschäftigen wir 50.000 Leute in den USA. Wir haben 77 Fertigungsstätten. So gut wie alles, was wir verkaufen, kommt von vor Ort. Wir haben 10 Forschungszentren. Und wir sind echt elektrisiert, wie sich der US-Markt entwickelt.

THE PRESIDENT: Den Leute fallen bei Nestlé immer Süßigkeiten ein. Ich habe jedoch neulich gelesen, dass das in Wirklichkeit nur drei Prozent ihres Unternehmens ausmacht. Was ist dann derzeit ihr wichtigstes Produkt?

Mr. SCHNIDER: Kaffee, Babynahrung, Wasser und Tierfutter. Diese sind die … (unverständlich)

THE PRESIDENT: Ja. Sie machen einen echt fantastischen Job. Danke auch. Professor.

Mr. SCHWAB: Ja. In echt (unverständlich). Enorm engagiert auch in den Vereinigten Staaten. Was Sie aber wahrscheinlich nicht wissen. Einer von (nicht verständlich) Belegschaft arbeitet in der (nicht verständlich) … 800 Leute. Das ist wenig verglichen mit euch anderen. Aber einer aus unserem Team arbeitet in New York und in unserem Zentrum für die vierte industrielle Revolution in San Francisco.

THE PRESIDENT: Das ist sehr gut. War dies auch eine erfolgreiche [Tätigkeit; W.W. ] – genau dort?

Mr. SCHWAB: Yeah.

THE PRESIDENT: Lief das alles sehr gut? Weil es echt so aussieht, dass es glatt läuft. Echt viele gute Beziehungen.

Mr. SCHWAB: Yeah! Und es ist sogar mehr als das, was ich vorher erwähnte, Mr. President. Mit dem Weltwirtschaftsforum verfolgen wir eine Herangehensweise an die globale Zusammenarbeit, die sehr vom Business bestimmt wird. Meines Erachtens können viele Dinge schneller und effizienter erledigt werden, wenn Unternehmen involviert sind. Das ist es, was wir machen: Wir bilden Koalitionen zwischen Regierungen, Unternehmen, und, bis zu einem bestimmten Umfang, auch mit der jüngeren Generation. All das, um eine pragmatische Herangehensweise an Global Governance zu praktizieren.

THE PRESIDENT: Ja, und wir fühlen uns geehrt, hier und bei Ihnen zu sein. Danke auch vielmals dafür.

Mr. SURI: Guten Abend, Mr. President. Ich bin Rajeev Suri von Nokia. Wir sind die führende Telekommunikationsgesellschaft in der Welt; die Nummer zwei. Wir haben 15.000 Beschäftigte in den USA. Und es gibt dort eine der wichtigsten R&D- [research and development-] Abteilungen in der Welt; verteilt über die gesamte US. Wir haben die Hälfte der Neuerwerbung Alcatel-Lucent. Wir sind die Eigentümer von Nokia Bell Labs in New Jersey. Wir machen echt viel an der Westküste, in Chicago, überall im Land, echt. Es ist wirklich die Hälfte unserer Leute, die im Bereich research and delevopment [tätig sind; W.W.]; die anderen sind im Service- und Netzwerk-Bereich beschäftigt. Insoweit bin ich wirklich glücklich und erfreut über Ihren Fokus auf Infrastruktur und (nicht verständlich).

THE PRESIDENT: Danke vielmals. Wertschätzung.

Mr. LUNDSTEDT: Danke, Mr. President dafür, dass Sie uns alle hierher eingeladen haben. Mein Name ist Martian Lundstedt: Ich bin Präsident der Volvo Gruppe.

THE PRESIDENT: Volvo.

Mr. LUNDSTEDT: Yeah. Unter anderem sind wir die stolzen Eigentümer der Mack Trucks.

THE PRESIDENT: Das ist richtig. Die zu 100 Prozent in den US hergestellt werden.

Mr. LUNDSTEDT: Absolut. Und Volvo Trucks Nordamerika sind zu 100 Prozent Made in United States. Das gilt auch für unsere Entwicklungsabteilung in Pennsylvania. Ist eine Tatsache in Allentown und Shippensburg und in Middletown und in New River Valley in Virginia. Wir sind also vor allem auf die Ostküste fokussiert. Wir haben gerade das größte Investitionsprogramm in unserer Geschichte in den USA gestartet, auf dem Gebiet Forschung und Entwicklung.

THE PRESIDENT: Wieviel wird investiert?

Mr. LUNDSTEDT: Derzeit rund zwei Milliarden US-Dollar in … in dieses spezifische Programm. Aber wir haben eine riesige (nicht verständlich) .. eine sehr, sehr große (nicht verständlich) Infrastruktur und Transport.

THE PRESIDENT: Das ist großartig! Absolut! Wir werden noch eine Menge solcher Dinge machen. Ich stellte die Frage vorhin schon mal, als ich Volvo hörte – und nachdem ich weiß, dass Volvo auch Mack Trucks besitzt; ich sagte: Was ist der Preis-Unterschied zwischen Volvo und Mack Trucks bei einem vergleichbaren Modell? Und Sie sagten nochmals…

Mr. LUNDSTEDT: Ich sagte (nicht verständlich), ziemlich groß (nicht verständlich) (Gelächter).

THE PRESIDENT: Er sagte, beide sind großartig. Aber ein Mack ist rund 15 Prozent mehr (Gelächter). Das ist gut so. Danke vielmals für diese Investitionen in den USA. Zwei Milliarden Dollar – das ist echt großartig. Danke auch.

Mr. RORSTED: Mr. President. Danke für die Einladung. Ich vertrete hier das Adidas-Team.

THE PRESIDENT: Adidas, gut.

Mr. RORSTED: Amerika ist unser größter Markt. Einige unserer berühmtesten Modedesigner kommen aus den USA, beginnend mit Stan Smith in den Siebzigern und Kanye West, möglicherweise einer unserer (nicht verständlich) Schuhe in der Welt. Gerade haben wir eine voll automatisierte Schuhherstellung im Bundesstaat Georgia und Atlanta eröffnet.

THE PRESIDENT: Das ist fantastisch. Toller Job!

Mr. BAUMANN: Hello, ich bin Werner Baumann. Und ich bin der Bayer-CEO. Das ist ein Unternehmen, das, in der Zukunft, als diese Aspirin-Company bekannt sein wird. Wir arbeiten heftig in Sachen (nicht verständlich) … nationale Ikone in den USA; da machen wir echte Fortschritte. Und hoffen, dass wir diese Transaktion Anfang 2018 abgeschlossen haben. Das sollte eine Minutensache sein.

THE PRESIDENT: Wie viel Prozent macht Aspirin bei Ihrem Unternehmen aus?

Mr. BAUMANN: Aspirin bringt 1,1 Milliarden Euro, um die 1,4 Milliarden US-Dollar.

THE PRESIDENT: Das ist ein ziemlich kleiner Anteil.

Mr. BAUMANN: Ja, echt klein. Aber es ist eine der wenigen Marken, die über 120 Jahre hinweg gewachsen ist. Ziemlich profitabel. Und ich gehe davon aus, Sie nehmen auch welche. (Gelächter)

THE PRESIDENT: Ja, mach ich. Ich nehme täglich eine. (Gelächter) Ganz allgemein – ich sollte wohl sagen: Ich nehm nur Bayer (Gelächter) Eine Aspirin am Tag. Soweit das wirkt. Das ist ein großes Unternehmen. Investieren Sie in den USA?

Mr. BAUMANN: Ja, machen wir. Gegenwärtig konsolidieren wir die meisten unserer Aktivitäten im (nicht verständlich) Hauptquartier in St. Louis. Wir werden 16 Milliarden Dollar investieren – wenn Sie sich das mal anschauen…

THE PRESIDENT: 16 Milliarden – wow!

Danke. Das ist wirklich großartig. Danke auch.

Mr. BAUMANN: (Nicht verständlich) Research & devopment-Investitionen ausschließlich in Saatgut. Und 60 Prozent davon gehen im Verlauf der nächsten sechs Jahre in die USA.

THE PRESIDENT: Danke vielmals. Das ist echt groß. Danke Ihnen.

Mr. TUCKER: Mein Name ist Mark Tucker von HSBC. HSBC kennen Sie sicher.

THE PRESIDENT: Ja, kenne ich.

Mr. TUCKER: Unsere Firma gibt es in den USA seit 1865. Wir sind die größte ausländische Bank in den USA. Unsere Bilanz liegt bei 2,6 Billionen.

THE PRESIDENT: Stimmt.

Mr. TUCKER: Wir sind in 70 Ländern vertreten. Und wir verfügen über eine Marktkapitalisierung in Höhe von rund 250 Milliarden US-Dollar. Unsere Verpflichtung gegenüber den USA – … Wir haben hier ein sehr großes Engagement. Und das wird weiter wachsen.

THE PRESIDENT: Und Sie haben eine der erfolgreichsten Engagements in China aufgebaut. Das heißt echt viel. Sie machen einen guten Job. Es ist daher eine große Ehre, Sie hier zu haben. Danke vielmals. Es ist ein fantastischer Job, den Sie da machen. Ich weiß alles über Sie. Ich weiß alles und jedes über Sie. (Gelächter) Danke auch.

Mr. TUCKER: Das ist aber gefährlich, Mr. President. (Gelächter)

THE PRESIDENT: Ich weiß schon. Ihr Leute habt halt getan, was ihr getan habt. Ich gratuliere.

Mr. POUYANNE: Ich bin Patrick Pouyanne, CEO von Total. Das ist eine Öl- und Gas-Firma, die Nummer 4 auf der Welt. Unter den 50 Ländern [in denen Total aktiv ist; W.W.] haben wir in den USA 7000 Leute. Hier sind wir fast in allem engagiert. Wir fördern Öl. Wir suchen nach Öl. Gerade haben wir im Golf von Mexiko ein großes Ölvorkommen entdeckt; ein echt großer Fund. In Texas fördern wir Gas. In Louisiana investieren wir in eine Energieanlage, um Gas aus den USA zu exportieren.

Sonst noch was? Ja, gerade trafen wir die Entscheidung, drei Milliarden Dollar in eine Petrochemie-Anlage in Texas zu investieren. Eine große (nicht verständlich), eine riesige Fabrik, 1500 Jobs. Wir haben 7000 Leute in Ihrem Land in 23 [Bundes-] Staaten.

THE PRESIDENT: Sie sind also die Nummer vier auf der Welt.

Mr. POUYANNE: Yeah, ja, die Nummer vier. Und die Nummer drei hinsichtlich der Reserven. Mehr als 10 Milliarden Barrel Reserven. (Nicht verständlich). Wir investieren pro Jahr rund 15 Milliarden US-Dollar, davon mindestens eine Milliarde Dollar in den USA. Und natürlich für uns … US (nicht verständlich) diese Gas-Revolution (nicht verständlich) Verlorene Kosten (nicht verständlich). Doch, wir kommen. Und mit Ihrer Steuerreform werden wir noch viel mehr machen.

THE PRESIDENT: Das ist ein großartiges Unternehmen.

Mr. POUYANNE: Wir investieren auch in Erneuerbare. Da stimmen Sie vielleicht nicht zu, aber im Solargeschäft, in eine US-Gesellschaft. Wir sind (nicht verständlich) Solar Energie, ein Unternehmen in Kalifornien, ein Hightech-Unternehmen. Und daher haben wir massiv investiert in … Wir haben mehr als zwei Milliarden in eine Gesellschaft investiert, um Sonnenenergie in den USA zu entwickeln.

THE PRESIDENT: Und wir werden dieses Geschäft wieder aufbauen. Dieses ganze Ding muss wieder aufgebaut werden; Solar-Paneele. Und dann werden Sie einen großen Unterschied sehen. Und das ist gut so. Aus Sicht der USA gesehen – sind Sie glücklich mit all dem?

Mr. POUYANNE: Ja, sehr glücklich! Um ehrlich zu sein, für einige (nicht verständlich) … Da gibt es Konkurrenz mit (nicht verständlich)

THE PRESIDENT: Echt, Sie haben da Konkurrenz?

Mr. POUYANNE: Ja. (Gelächter)

THE PRESIDENT: Das ist es doch, was wir wollen (Gelächter). Nein, nein, Sie machen da einen guten Job. Danke.

Mr. POUYANNE: Vielen Dank. Danke, Mr. President.

THE PRESIDENT: Wir schätzen das.

Mr. HIESINGER: Mr. President, danke für Ihre Einladung. Heinrich Hiesinger, CEO von ThyssenKrupp. Wir sind in den USA mit unserer Herstellung von Aufzügen sehr stark engagiert. 80 Prozent davon ist lokal. Ganz stolz sind wir darauf, dass wir die Aufzüge im Freedom Tower[1] bauen … .

THE PRESIDENT: Wow!

Mr. HIESINGER: … was für unsere Leute der ganz große Stolz ist. Dafür haben die sechs Jahre gearbeitet. Die andere Sache, die wir haben, das sind in jedem Jahr 3000 junge Leute in Ausbildung.

THE PRESIDENT: Wenn man jetzt Otis hinsichtlich der Größe vergleicht, wo liegen da Sie?

Mr. HIESINGER: Wir sind ziemlich gleich groß.

THE PRESIDENT: Wirklich, eine großartiges Unternehmen.

Mr. HIESINGER: Wir liegen da Kopf an Kopf, weil wir vor ein paar Jahren Dover übernommen haben, was uns deutlich stärker machte.

THE PRESIDENT: Großartig. Das ist wirklich gut. Grosses Produkt. Ich habe, wie Sie wissen, Ihr Produkt genutzt. Großartiges Produkt. Danke vielmals.

Mr. SAETRE: Also besten Dank, Mr. President. Danke für die Einladung. Das ist eine Ehre. Mein Name ist Eldar Saetre. Ich bin CEO von Statoil – das Öl- und Gas-Unternehmen aus Norwegen. Norwegisch. Norwegen. In den USA sind wir seit 30 Jahren aktiv – mit wirklich substantiellen Investitionen. Wirklich ein ziemlich großes Unternehmen. Nicht so groß wie Total. Aber wir arbeiten daran. Wir wachsen und wir weiten unsere Produktion auf drei Feldern an Land und auf acht Feldern offshore aus. 300.000 Barrels pro Tag. (Nicht verständlich) Rund 400.000. Das ist damit unsere zweitgrößte Anlage außerhalb Norwegens (nicht verständlich). Wir wachsen also einerseits hinsichtlich der Produktion. Und andererseits auch hinsichtlich unserer Investitionen.

Ich möchte Ihnen auch zur Steuerreform gratulieren. Ich finde, das sind wirklich gute Nachrichten. Für alle von uns hier. Aber auch für Öl und Gas, für unsere Industrie.

THE PRESIDENT: Ja, gute Nachrichten für viele Leute.

Mr. SAETRE: Öl und Gas ist ja auch streng reguliert. Ihre Gedanken und Aktivitäten, das was Sie hinsichtlich der Regulierung machen – das sind gute Nachrichten.

THE PRESIDENT: Wir machen das auf. Und wir werden sehr bald die Energie-Selbstversorgung haben. Wirklich, wir sind gerade dabei, diese Zielmarke zu erreichen. Wie Sie wissen, öffnen wir eine Menge Felder in den USA, einschließlich der Felder, in denen Sie aktiv sind. Eine Menge Felder werden [für die Förderung; W.W.] aufgeschlossen – Felder, von denen man es nicht geglaubt hätte. Da passieren eine Menge Dinge. Danke auch. Großartiger Job, den sie da machen. Danke vielmals.

Mr. NARASIMHAN: Mr. President, danke vielmals für die Ehre, hier sein zu können. Ich bin der CEO von Novartis. Wir sind eines der größten Unternehmen in der Gesundheitsbranche. Wir konzentrieren uns auf innovative Medizin, auf Generika, und dann auch Augenmedizin. Derzeit beschäftigen wir in den USA 22.000 Leute, verteilt auf 21 Standorte. Wir investieren in den USA jährlich 14 Milliarden US-Dollar; davon 3,5 Milliarden allein im Bereich R&D (research and development). Offensichtlich ist das für uns Kerngeschäft, zugleich die entscheidenden Standorte, wo wir Innovationen voranbringen. Und wir sind echt angetan von der Steuerreform. Und wir sind auch ausgesprochen erfreut mit den großen Fortschritten, die im Bereich FDA [der US-amerikanischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel; siehe getrennter Artikel. W.W.] gemacht wurden. Wir sind zur Überzeugung gelangt, dass Sie ein großes Führungsteam zusammengeführt haben und dieses macht all die richtigen Dinge, um Innovation voranzutreiben.

THE PRESIDENT: Scott ist toll. Und Alex ist großartig. Wie Sie wissen, hat Alex erst begonnen; und er erhält enorm großen Respekt. Das ist wirklich fantastisch. Scott Gottlieb [der von Trump neu eingesetzte FDA-Chef; W.W.] ist nämlich echt ein Star.

Mr. NARASIMHAN: Das ist ein Star. Und ich halte seine Vision für Tabak und Verbesserungen … den Tabakkonsum weltweit zu reduzieren, das ist sehr inspirierend.

THE PRESIDENT: Das ist sehr gut. Danke schön.

Mr. SPIESSHOFER: Mr. President, danke vielmals, dass ich heute hier bin. Ich diene den ABB-Leuten. Wir machen Geschäfte in mehr als 100 Ländern. Aber wir haben in den letzten acht Jahren die USA zu unserem Fokus gemacht. Wir haben in den USA ein angelegtes Kapital von 13 Milliarden US-Dollar und wir haben einige Ikonen-Marken in den USA übernommen, so mit Baldor in Fort Smith, [US-Bundesstaat] Arkansas, ein Motorenhersteller. Wir sind gerade dabei, die Transaktion der Übernahme von GE Industrial Solutions abzuschließen, ein fantastisches Geschäft hinsichtlich einer Basiseinrichtung. Da ist noch eine gewisse Investition hinsichtlich der Technologie erforderlich …

THE PRESIDENT: Haben Sie da einen guten Preis bekommen? Haben Sie einen guten Preis bekommen?

Mr. SPIESSHOFER: Ich bekam einen guten Preis, yeah!

THE PRESIDENT: Ich weiß, Sie bekamen einen … Sie kriegen immer einen guten Preis (Gelächter). Ich weiß, mit wem ich es hier zu tun habe. Er kriegt immer einen guten Preis. Das ist gut so.

Mr. SPIESSHOFER: Insgesamt haben wir heute einschließlich (nicht verständlich) 26.000 Leute in den USA, an mehr als sechzig Standorten, ganz nett verteilt über die gesamten USA. Wir haben da die Klassiker Kupfer und Eisenaktivitäten, die Motoren. Und gerade in der letzten Woche hatten wir (nicht verständlich) das ganze Führungsteam Zeit [wohl: Zeit für ein Treffen; W.W.] im Silicon Valley, weil wir dort ein Zentrum für AI- [Artificial Intelligence; W.W.] und Roboterisierung haben mit der festen Absicht, weiter zu wachsen, erheblich zu investieren, um die USA bei der nächsten Stufe der Industrialisierung zu unterstützen.

THE PRESIDENT: Ein Jahres-Abschreibung. Eine ziemliche Veränderung, richtig?

Mr. SPIESSHOFER: Ja.

THE PRESIDENT: Das ist wahrscheinlich der größte Schläfer in der ganzen Steuerrechnung.

Mr. SPIESSHOFER: Absolut. [Siehe hierzu Erläuterung im getrennten Artikel; W.W.]

THE PRESIDENT: Danke. Großartiger Job. Viel Glück mit dem GE-Einkauf. Gut gemacht.

Mr. SPIESSHOFER: Danke. Wir brauchen das.

THE PRESIDENT: Klingt gut. Es wird Ihnen gut gehen. (Gelächter) Los, weiter.

Mr. BRITO: Mr. President, ganz vielen Dank für die Einladung. Ich bin CEO von Anheuser-Busch, ein Bier-Unternehmen.

THE PRESIDENT: Ja. Anheuser-Busch.

Mr. BRITO: Wir haben (nicht verständlich) mehr als 50 Länder rund um den Globus. Wir verkaufen Bier in mehr als hundert Ländern. Unsere Nummer eins Bier-Marke ist Budweiser, aus St. Louis.

THE PRESIDENT: Stimmt. Das kennen wir gut.

Mr. BRITO: Wir begannen hier 1852. Und wir sind seit mehr als 600 Jahren im Biergeschäft aktiv. Unser belgisches Geschäft datiert zurück auf 1366, unsere belgische Firma. Und unser größter Markt sind die USA, wo wir 18.000 Beschäftigte an mehr als 50 Standorten haben. Jüngst, im letzten Jahr, verkündeten wir ein Programm bis 2020, um unsere Investitionen und Anlagen in den USA auszubauen.

THE PRESIDENT: Das ist fantastisch! Das ist gut! Vielen Dank! Das ist fantastisch! Ganz vielen Dank auch!

Mr. BRITO: Ich danke Ihnen, Sir!

Mr. MCDERMOTT: Hey, Mr. President. Zunächst einmal möchte ich mich bedanken, dass Sie mich hier haben, aber auch dafür, dass Sie dem Wachstum so die Sporen geben, weil dies alles meine Kunden sind.

THE PRESIDENT: Ich weiß! (Gelächter)

Mr. MCDERMOTT: Ich finde es etwas erstaunlich, wenn all die eigenen Kunden darüber reden, Jobs zu schaffen und das Geschäft auszuweiten. Und das ist alles ein echter Tribut an das Momentum, das Sie in der globalen Ökonomie geschaffen haben. Dafür bedanke ich mich vielmals. […] SAP hat weltweit 90.000 Leute. In den USA nähern wir uns schnell 25.000. Das ist die Region mit dem höchsten Wachstum, besonders bei Jobs. Ich bin sehr stolz darauf, mit Ihnen [die Idee; W.W.] zu teilen, die Army und die Navy, und all die Einsätze, die sie am Laufen haben, um die Welt zu schützen – sie laufen alle mit SAP.[2]

Und wenn Sie dann beispielsweise an den Vizepräsidenten von Indiana denken, der Kindersterblichkeit und solche Sachen löst – wir arbeiten auch hier Hand in Hand mit ihm.

Es ist damit eine echte Ehre; danke, hier zu sein. Wir werden auch in Zukunft in jeder Beziehung helfen, so gut wir können.

THE PRESIDENT: Sie haben da wirklich einen spektakulären Job gemacht. Ich glaube, so gut wie jeder hier am Tisch ist Ihr Kunde. Das ist echt nicht schlecht.

Mr. MCDERMOTT: Genau! Genau!

THE PRESIDENT: Ich möchte Ihnen gratulieren!

Mr. MCDERMOTT: Danke, Mr. President! Danke! (Gelächter)

THE PRESIDENT: Ich möchte mich bei allen bedanken. Wirklich, Sie haben eine unglaubliche Arbeit geleistet; unglaubliche Jobs. Dies sind einige der ganz großen Unternehmen in der Welt. Viele ganz große Unternehmen in der Welt. Und Gratulation.

Und jetzt lassen Sie uns reden. Und Dank an alle. Große Wertschätzung. Danke, vielmals danke.


[«1] Als „Freedom Tower“ wurde der 540 Meter hohe Wolkenkratzer , der auf dem Gelände der zerstörten Zwillingstürme des World Trade Centers in den Jahren 2006 bis 2014 gebaut wurde, nur bis zum Jahr 2009 bezeichnet. Der offizielle Name lautet seither One World Trade Center (1WTC). Die Umbenennung wurde seinerzeit heftig kritisiert. Hiesinger benutzt bewusst den alten „patriotischen“ Namen.

[«2] Während fast alle anderen Firmenbosse bei diesem Treffen Englisch oder Amerikanisch nicht als Muttersprache haben, ist Bill McDermott geborener US-Amerikaner. Dennoch ist die hier im Protokoll wiedergegebene Passage nur in dem einen Punkt unzweideutig, wo SAP sich rühmt, dass die „Missionen“ von US-Army und die US-Navy alle mit SAP „laufen“. Ansonsten lautet sie wörtlich: „I´m very proud to share with you, when you think about the Army and the Navy, and the missions they run to protect the world, they run all on SAP.”

Bei der Auslassung zuvor in der McDermott-Intervention heißt es im Protokoll: “SAP is the leading enterprise sulfur company. We have 90.000 people …“ Was hier mit einem „Schwefel-Unternehmen“, eventuell Chemie-Unternehmen, gemeint sein kann, ist unklar. Eventuell handelt es sich um eine falsche Abschrift des Tonbandmitschnitts.


Teil II

Wirklich „großartige Unternehmen“?

Von Winfried Wolf

An dem Davos-Treffen nahmen die folgenden Personen teil:

  • US-Präsident Donald Trump
  • Prof. Klaus Schwab – Weltwirtschaftsforum / World Economic Forum (WEF)
  • Joe Kaeser – Siemens (Deutschland)
  • Punit Renjen, Wirtschaftsberatungsgesellschaft Deloitte
  • Mark Schneider – Nestlé (Schweiz)
  • Rajeev Suri – Nokia (Finnland)
  • Martian Lundstedt – Volvo Truck (Schweden)
  • Kasper Rorsted – Adidas (Deutschland)
  • Werner Baumann – Bayer (Deutschland)
  • Mark Tucker – HSBC (Bank) (Großbritannien)
  • Patrick Pouyanne – Total (Frankreich)
  • Heinrich Hiesinger – ThyssenKrupp (Deutschland)
  • Eldar Saetre – Statoil (Norwegen)
  • Vasant Narasimhan – Novartis (Schweiz)
  • Ulrich Spiesshofer – ABB (Schweiz und Schweden)
  • Carlos Brito – Anheuser-Busch
  • Bill McDermott – SAP (Deutschland)

Es wäre reizvoll, von den Firmen, deren führende Manager sich in Davos mit dem US-Präsidenten ein Stelldichein gaben, ein detailliertes Sittengemälde zu zeichnen, all die damit verbundenen Skandale und Steuerhinterziehungen, die Zusammenarbeit mit anrüchigen Firmen usw. zu dokumentieren. Das ist hier nicht zu leisten. Einige Anmerkungen seien jedoch gemacht.

  • US-Steuerreform
    Eine Reihe der Konzernbosse lobt die Steuerreform Trumps. Das ist aus Sicht der Konzerne sicher zutreffend. Der Kern der US-Steuerreform besteht in einer radikalen Senkung des Körperschaftssteuersatzes von 35 auf 21 Prozent. Gut für Konzerne und Banken, schlecht für die normale Bevölkerung, weil dies durch Sozialabbau und mit noch mehr Staatsschulden „finanziert“ wird. Positiv wirken bei der Steuerreform auch neue Abschreibungsmöglichkeiten auf Investitionsgüter, die zum Vorteil der steuerpflichtigen Unternehmen geändert wurden. Im Gespräch mit Spiesshofer (ABB) ist hier Trump plötzlich gesprächig. Er verweist auf einen „Schläfer“ in der Steuerreform. Damit wird die „bonus depreciation“ angesprochen: Einer der Eckpunkte der US-Steuerreform ist die Einführung der Sofortabschreibung für bestimmte Wirtschaftsgüter. Dies wird sich stark mindernd auf Steuerzahlungen der Unternehmen auswirken.
  • Siemens
    Joe Kaeser hatte Ende 2017 einen deutlichen Abbau der Siemens-Belegschaften und Werkschließungen in deutschen Siemens-Fertigungsstätten verkündet. Seine Ankündigung in Davos, massiv in den USA zu investieren, führten zu massiven Protesten. Faktisch verlagert Siemens Fertigungen, die in Deutschland stattfinden, in die USA. Trump und Kaeser wurden in den sozialen Medien aufgrund dieser Verlagerungen und des Auftritts in Davos als „Dreamteam des Raubtierkapitalismus“ bezeichnet.
  • Nestlé
    Im August 2015 reichten in den USA Käufer von Katzenfutter eine zivilrechtliche Sammelklage (class action) gegen zwei US-Firmen von Nestlé wegen Bruchs kalifornischer Konsumentenschutzgesetze ein. Nestlé wisse um billige Sklaverei-ähnliche Arbeitsbedingungen in seiner Lieferkette. Die von Nestlé beauftragte Überprüfung kam Ende 2015 zum Ergebnis, dass es «Hinweise auf Zwangsarbeit, Menschenhandel und Kinderarbeit“ in der Lieferkette gebe. 2007 wurden Aktionäre und verantwortliche Manager des Nestlé-Konzerns von der Stiftung Ethik & Ökonomie (ethecon) mit dem Negativpreis Black Planet Award für «herausragende Verantwortung bei Zerstörung und Ruin unseres Blauen Planeten hin zu einem Schwarzen Planeten» ausgezeichnet.
  • Volvo
    Auffallend ist hier, dass Trump mit keinem Wort erwähnt, dass der chinesische Autokonzern Geely seit Dezember 2017 Großaktionär bei Volvo Trucks ist. Geely ist seit einem Jahrzehnt bereits Eigentümer der – von Volvo Trucks unabhängigen – Pkw-Gesellschaft Volvo. Seit dem Einstieg von Geely bei Volvo Trucks wird die Möglichkeit erörtert, dass damit der Pkw-Hersteller Volvo und Volvo Trucks wieder vereint werden könnten. Real droht damit auch die US-Industrieperle Mack Trucks nicht nur unter schwedische, sondern dann unter chinesische Kontrolle zu geraten.
  • Adidas
    Der Adidas-Boss zitiert hier gezielt den erfolgreichen Rapper Kanye West. Dieser gehört zu den wenigen Top-Prominenten in der US-amerikanischen Kulturszene, die sich offen für Trump aussprechen. Er unterstützt die Kritik an der Bewegung „Black Lives Matter“, die den Rassismus gegen Afroamerikaner in den USA thematisiert und deren Aktivisten im US-Wahlkampf 2016 wiederholt gegen Trump und dessen Rassismus aufgetreten waren.
    Kanye West argumentiert, „Black Lives Matters“ würde „ständig die Vergangenheit heraufbeschwören“, in dieser „stecken bleiben“; die selbsterwählte „Opferrolle“ sei „eine Krankheit“. Kanye West: „Man muss nicht mit Trump übereinstimmen, aber der Mob kann mich nicht dazu bringen, ihn nicht mehr zu lieben.“ Trumps Antwort, natürlich über Twitter: „Danke Kanye, sehr cool!“.
  • Bayer
    Bayer-Chef Baumann spielt mit dem Verweis auf die „Ikone“ offensichtlich darauf an, dass der deutsche Chemieriese damals im Begriff war, das US-Unternehmen Monsanto zu übernehmen. Monsanto wiederum ist weltweit berüchtigt für das – nach Meinung vieler unabhängiger Wissenschaftler und Institute – krebserregende Produkt Glyphosat. In der Davos-Runde ist Monsanto natürlich positiv konnotiert. Tatsächlich ist Bayer inzwischen Monsanto-Eigentümer, auch wenn die Übernahmeprozedur keine „Minutensache“ war.
  • Total und Statoil
    Im Golf von Mexiko gab es 2010 den bislang spektakulärsten Unfall mit der Ölplattform Deepwater Horizon (elf Tote; eine gewaltige Ölpest; Verseuchung des Golfs). Bezeichnend ist, wie der Total-Chef nun über neue Ölfunde in eben diesem Golf von Mexiko plaudert. Die Bosse beider Ölfirmen begrüßen die Rückführung von Regulierungen im Öl- und Gasbereich der USA. Damit verbunden sind gigantische Umweltzerstörungen und neue, große Belastungen des Klimas. Bezeichnend ist, dass auch der Vertreter des staatlichen norwegischen Konzerns Statoil diese Entwicklung ausdrücklich begrüßt.
    Pouyanne von Total erwähnt auch Anlagen zum Gas-Export. Hier geht es um den Export von Gas, das in den USA mittels Fracking gefördert wurde, und das als Flüssiggas vor allem nach Europa exportiert wird – u.a. um die Lieferungen mit russischem Gas zu reduzieren. Was wiederum die gegen Russland gerichtete Militarisierung erleichtern soll. Und was den Hintergrund dafür bildete, dass Trump dann beim Nato-Treffen Mitte Juli in Brüssel die neue Gas-Pipeline „Nord Stream“ kritisierte, Deutschland als „Gefangenen von Russland“ porträtierte. Faktisch warb er für den Export von US-Gas nach Europa.
  • ThyssenKrupp
    Kurz zuvor hatte Hiesinger bekanntgeben müssen, dass der Konzern neu gebaute Stahlwerke in Brasilien und in den USA aufgeben muss. Damit wurden acht Milliarden Euro Verluste eingefahren.
    Im Juli 2018 trat Hiesinger völlig überraschend von seinem CEO-Job bei ThyssenKrupp zurück. Er galt als eher gemäßigter, auf Ausgleich mit der Belegschaft bedachter Industrieführer. Es waren vor allem der aggressive Großaktionär Cevian und der US-Hedgefonds Elliott, die massiven Druck (der Aufsichtsratschef sprach von „Psychoterror“) auf Hiesinger ausgeübt und eine Zerschlagung des Konzerns gefordert hatten, weswegen Hiesinger das Handtuch warf.
  • Novartis
    Sogleich nach seiner Amtseinführung hatte Donald Trump am 31. Januar 2017 seine Visionen zur zukünftigen Arzneimittelpolitik in den USA verkündet. Eingeladen ins Weiße Haus waren damals führende Vertreter pharmazeutischer Unternehmer, darunter auch die Spitze von Novartis. Als wesentliche Ziele nannte Trump damals die Senkung der von ihm als astronomisch bezeichneten Preise für neue Arzneimittel – und vor allem eine „Erneuerung der FDA“, der Food and Drug Administration, und ein Abbau der regulatorischen Vorgaben. Es gehe darum, „eine raschere Zulassung neuer Wirkstoffe“ zu ermöglichen. Der Umfang der für die Zulassung vorgelegten Unterlagen sollte nach seiner Ansicht eher 100 als 9.000 Seiten betragen.
    Als neuen FDA-Boss setzte er dann mit Scott Gottlieb einen Millionär und Marktliberalen ein, der selbst aus der Pharmabranche kommt, dort weiter finanziell massiv engagiert ist und nun an der FDA-Spitze die Einführung neuer Arzneimittel überwachen soll. Die Pharma-Riesen bejubelten die Personalentscheidung – erkennbar auch in Davos.
  • ABB
    Spiesshofer rühmt sich, dass ABB die Industrie-Sparte von GE (GE Industrial Solutions) übernahm. GE war einmal die Perle der US-Industrie. Faktisch wird hier ein Ausverkauf beschrieben. Grotesk ist, wenn Spiesshofer sagt, er werde damit die „USA bei der nächsten Stufe der Industrialisierung“ unterstützen. Bei der von Spiesshofer erwähnten und ebenfalls als „Ikone“ bezeichneten US-Firma Baldor Electric handelt es sich um ein 98 Jahre altes US-Traditionsunternehmen, das 2007 von ABB übernommen wurde. Zum Zeitpunkt der König-Trump-Davos-Tafelrunde hieß das Unternehmen noch Baldor Electric. Am 1. März 2018 wurde der Name gelöscht; die Tochter firmiert inzwischen ausschließlich als ABB.