Pech für den Toni

Pech für den Toni

Pech für den Toni

Jens Berger
Ein Artikel von: Jens Berger

Für den Hofreiter Toni läuft es zurzeit alles andere als gut. Eigentlich war die Zeit ja reif für ihn. Minister wollte er werden, der Toni. Doch dann wurde er zunächst ein Opfer der Ränkespiele in seiner Partei und dann auch noch der Frauenquote. Als alter weißer binär-heterosexueller Mann hat man es nun einmal nicht leicht. Zum Glück bietet das politische Postenversorgungsnetzwerk aber sogar für Männer wie den Hofreiter Toni immer noch eine Lösung. Wie heißt es so schön? Hast Du einen Opa, schick ihn nach Europa. Doch auch in Europa gibt es Quoten, die dem glücklosen Toni nun den Weg versperren und schuld daran ist niemand anderes als unsere oberste Europäerin. Die will weitermachen. Doch solange Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin bleibt, ist dem Toni der Weg nach Brüssel versperrt. Wahrscheinlich bleibt uns der Hofreiter Toni also noch lange als olivgrüner Talkshowgeneral erhalten. Pech für den Toni, Pech für uns. Eine Glosse von Jens Berger.

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Eigentlich war des Hofreiter Tonis politische Karriere ja vorgezeichnet. Immerhin sitzt der Bayer mit der forschen Frisur seit 2005 im Bundestag und stand seiner Fraktion sogar fast zehn Jahre als männlicher Part der grünen Doppelspitze vor. Wer der Partei so viel gegeben hat, hat in unserem Parteiensystem eigentlich auch das Anrecht auf einen echten Posten. Wenn ein Grüner vor der Bundestagswahl als ministrabel galt, dann war es der Hofreiter Toni. Verkehrsminister sollte er werden, der Toni. Schließlich kann er Fahrrad fahren, hatte den Verkehrsausschuss des Bundestages mal geleitet und war sogar mal verkehrspolitischer Sprecher seiner Partei. Doch nach den Wahlen kam es bekanntlich zur Ampel. Die FDP krallte sich das Verkehrsministerium und die Grünen bekamen das Landwirtschaftsministerium. Auch hier wäre der Toni als echter Naturbursche natürlich ministrabel gewesen, doch Ränkespiele sorgten dafür, dass nicht der Toni, sondern sein Parteifeind Cem Özdemir das Ministeramt zugeschustert bekam. Pech für den Toni. Um den Toni ruhig zu stellen, dachte man sich jedoch gleich mehrere Trostpflaster aus. Irgendwann, so hieß es, wird der Toni schon ein echtes Amt bekommen.

Nun war der Hofreiter Toni der grüne Nachrücker. Sobald ein grünes Ministerium frei würde, sollte der politische Alleskönner den Posten bekommen. Schon wenige Wochen nach der Regierungsbildung war es auch schon so weit. Die grüne Familienministerin Anne Spiegel wurde von einem suboptimal getimten Familienurlaub in Zeiten der Flutkatastrophe im Ahrtal eingeholt und musste gehen. Dummerweise ist Spiegel jedoch eine Frau und da die Grünen sich zur Quote bekennen, kam für sie auch nur eine Frau als Nachfolgerin infrage. Pech für den Toni. Glück für Lisa Paus, die zwar eigentlich eher aus der Finanzecke kommt, aber das richtige Geschlecht für die Spiegel-Nachfolge vorweisen konnte.

So viele männliche Minister haben die Grünen aber nun einmal nicht. Da wäre Robert Habeck, der freilich als sakrosankt gelten darf und dann ist da noch Tonis ewiger Gegenspieler Cem Özdemir. Eigentlich war ja geplant, dass Özdemir in diesem Jahr nach Stuttgart weggelobt werden sollte. Der dortige Landeschef Winfried Kretschmann ist nun auch schon 75 Jahre alt und sollte eigentlich 2023 zur Hälfte der Legislaturperiode in den Ruhestand und sein Zepter an den Supergrünen Özdemir weiterreichen. Dessen dann vakante Ministerstelle hätte der Toni übernehmen sollen. Eine Win-Win-Situation, wie man heute so schön sagt. Dazu kam es aber nicht. Kretschmann fühlt sich trotz hohen Alters immer noch mopsfidel und denkt gar nicht daran, die Villa Reitzenstein zu räumen. Und so blieb alles beim Alten. Özdemir darf sich weiterhin mit den Bauern herumärgern und der Toni hatte mal wieder Pech.

Doch selbst für diesen Fall hatten die Grünen sich was ausgedacht. Im Koalitionsvertrag hatten sie sich zusichern lassen, dass sie in der Ampel das Vorschlagsrecht für den kommenden deutschen Kommissar in Brüssel haben. Und es galt als ausgemacht, dass der Hofreiter Toni dieser deutsche Kommissar werden sollte, den man daher auch schon mal vorsorglich in den Europaausschuss abschob. Die Sache hat jedoch einen Haken. Jedes Land darf in der EU-Kommission nur einen Kommissar stellen und die Kommissionspräsidentin gilt dummerweise laut EU-Postenschacherlogik auch als Kommissarin. Oder um es anders zu sagen: Solange Ursula von der Leyen Präsidentin der EU-Kommission ist, haben die Grünen nichts von ihrem Vorschlagsrecht, da es keinen deutschen Kommissar in Brüssel geben wird. Zu allem Überfluss wurde nun bekannt, dass von der Leyen tatsächlich eine zweite Amtszeit in Brüssel anstrebt und da ihre EVP aller Voraussicht nach auch diesmal die stärkste Fraktion wird und die deutsche Obereuropäerin aus unerklärlichen Gründen im europäischen Gekungel als einzige Kompromisslösung gilt, dürfte ihrer zweiten Amtszeit auch nichts mehr im Wege stehen – Wahlen hin, Wahlen her. Glück für Uschi, Pech für den Toni.

Was soll nun aus dem Hofreiter Toni werden? Sein neues Hobby ist ja bekanntlich der Krieg. Kein anderer deutscher Politiker kann die technischen Daten aller deutschen Waffensysteme aus dem Stegreif herunterleiern, so als hätte er die Karten des NATO-Quartetts auswendig gelernt. Nützen wird dies dem Ungedienten, der nach eigenen Angaben damals „leider“ ausgemustert wurde, aber nichts. Den Kriegsminister stellt bekanntlich die SPD und im Rennen für die Stoltenberg-Nachfolge als NATO-Generalsekretär dürfte der Hofreiter Toni wohl bestenfalls Außenseiter-Chancen haben.

Zumindest in den Talkshows der Republik wird er künftig jedoch noch öfter brillieren können, da die FDP-Haubitze Marie-Agnes Strack-Rheinmetall ja glücklicherweise von ihren Parteioberen ins Europaparlament abgeschoben wird, wo sie nicht nur weniger Schaden anrichten kann, sondern auch medial aus dem Fokus geraten wird. Endlich auch mal Glück für den Toni? Das wird die Zukunft zeigen. Wenn es hart auf hart kommt, endet der Krieg in der Ukraine, noch bevor der Panzer-Toni sich als Untermieter bei Markus Lanz einen Namen machen kann. Das wäre der schlimmste anzunehmende Unfall in Tonis Karriereplänen. Dann bliebe wohl nur noch ein Job bei LibMod oder das Dschungelcamp. Fragt sich, was schlimmer ist.

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Titelbild: Screenshot Phoenix

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