„Ex-US-Elitesoldat, der in Gaza an Lebensmittelausgabestellen arbeitete, enthüllt grassierende Kriegsverbrechen“

„Ex-US-Elitesoldat, der in Gaza an Lebensmittelausgabestellen arbeitete, enthüllt grassierende Kriegsverbrechen“

„Ex-US-Elitesoldat, der in Gaza an Lebensmittelausgabestellen arbeitete, enthüllt grassierende Kriegsverbrechen“

Ein Artikel von: Redaktion

Am Dienstag veröffentlichte Amy Goodmans unabhängiger US-Nachrichtensender Democracy Now! ein Video-Interview mit Anthony Aguilar, einem ehemaligen Sicherheitsmitarbeiter der ‚Gaza Humanitarian Foundation‘ (GHF), die von den USA und Israel unterstützt wird. Aguilar behauptete gegenüber Democracy Now!, er habe US-Söldner und israelische Streitkräfte bei Kriegsverbrechen beobachtet, als diese wahllos auf unbewaffnete, hungernde Palästinenser schossen, die auf Hilfe warteten. Übersetzung aus dem Englischen von Christian Goldbrunner.

Zitatbeginn/Übersetzung der Videobeschreibung:

Ehemaliger Green Beret [1], der an Lebensmittelausgabestellen in Gaza gearbeitet hat, enthüllt grassierende Kriegsverbrechen

Mehr als 1.000 Palästinenser [2] wurden bei der Suche nach Hilfe an militarisierten Hilfsverteilungsstellen der von den USA und Israel unterstützten Gaza Humanitarian Foundation getötet. Ein ehemaliger Sicherheitsmitarbeiter der GHF berichtet Democracy Now!, dass er US-Söldner und israelische Streitkräfte bei Kriegsverbrechen beobachtet habe, als diese wahllos auf hungernde Palästinenser schossen, die auf Hilfe warteten. „Was ich in Gaza gesehen habe, kann ich nur als dystopische, postapokalyptische Ödnis beschreiben“, sagt Anthony Aguilar, ein pensionierter US-Soldat, der als Subunternehmer für UG Solutions bei der Hilfslieferung der Gaza Humanitarian Foundation tätig war. „Wir, die Vereinigten Staaten, sind mitschuldig. Wir sind Hand in Hand an den Gräueltaten und dem Völkermord beteiligt, die derzeit in Gaza begangen werden.“

Quelle: Democracy Now!, 29.07.2025

Übersetzung des Gesprächs:

Amy Goodman: Derzeit spielt sich im Gazastreifen das schlimmste Szenario einer Hungersnot ab. Das ist die düstere Warnung, die heute von der weltweit führenden Organisation zur Überwachung von Hungersnöten ausgesprochen wurde. Dies geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem die offizielle Zahl der Todesopfer in Gaza 60.000 überschritten hat, wobei diese Zahl jedoch allgemein als viel zu niedrig angesehen wird. Mindestens 147 Palästinenser, darunter 88 Kinder, sind verhungert. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bestreitet, dass es in Gaza Hungersnöte gibt. Am Montag widersprach jedoch Präsident Trump dieser Behauptung.

Donald Trump im Fernsehen: Wir können viele Menschen retten. Ich meine, einige dieser Kinder sind wirklich am Verhungern. Ich sehe es mit eigenen Augen. Das kann man nicht vortäuschen.

Amy Goodman: In diesem Zusammenhang hat eine Gruppe von mindestens 21 US-Senatoren in einem Brief an Außenminister Marco Rubio die USA aufgefordert, die Finanzierung der undurchsichtigen, von den USA und Israel unterstützten sogenannten Gaza Humanitarian Foundation einzustellen, die gegründet wurde, um die Hilfslieferungen in Gaza zu übernehmen und die Vereinten Nationen zu ersetzen. Der demokratische Senator Chris Van Hollen ist der Verfasser des Briefes. Er trat am Sonntag in der CBS-Sendung „Face the Nation“ auf und sagte, die Hilfsstellen seien zu Todesfallen geworden.

Senator Chris Van Hollen: Die amerikanischen Steuerzahler sollten keinen Cent für die Finanzierung dieser privaten Organisation ausgeben, die von Söldnern und der IDF unterstützt wird und zu einer Todesfalle geworden ist. Über tausend Menschen sind erschossen worden, als hungernde Menschen sich drängten, um an diesen vier Stellen Lebensmittel zu bekommen.

Amy Goodman: Wir sind jetzt in Raleigh/North Carolina mit Anthony Aguilar verbunden, einem Whistleblower, der als Subunternehmer in Gaza im Rahmen der Hilfslieferungen der sogenannten Gaza Humanitarian Foundation gearbeitet hat. Er kündigte seinen Job bei UG Solutions, nachdem er miterlebt hatte, wie Palästinenser erschossen wurden, als sie an Hilfsstellen nach Essen suchten. Anthony Aguilar ist ein pensionierter Oberstleutnant, der 25 Jahre lang als Green Beret in den Spezialeinheiten der US-Armee gedient hat. Anthony, vielen Dank, dass Sie bei Democracy Now! sind. Können Sie uns zunächst von Ihren Erfahrungen in Gaza berichten und uns genau erzählen, was Sie gesehen haben?

Anthony Aguilar: Danke. Es ist mir eine Ehre, hier zu sein und diese Geschichte zu erzählen. Ich nenne das nicht meine Geschichte. Ich nenne das die Geschichte der Unterdrückten, die Geschichte der Palästinenser in Gaza, die durch Hunger und Gewalt sterben. Was ich in Gaza gesehen habe, kann ich nur als dystopische, postapokalyptische Wüste beschreiben. Wir, die Vereinigten Staaten, sind mitschuldig. Wir sind direkt an den Gräueltaten und dem Völkermord beteiligt, die derzeit in Gaza stattfinden. An alle, die sagen, dass es keine Hungersnot oder Massenhungersnot gibt, dass wir nicht nur am Abgrund stehen, sondern die Grenze zu einer großflächigen Hungersnot überschritten haben: Schämt euch! Schämt euch! Das ist unmenschlich.

Was ich in Gaza an allen vier Verteilungsstellen gesehen habe. Ich bin nicht nur zu einem Ort gefahren, um Fotos zu machen. Ich bin nicht dorthin gefahren, um mir eine Verteilung anzusehen und dann zu sagen: „Ja, das sieht toll aus.“ Ich habe tagelang in Gaza verbracht, an allen vier Verteilungsstellen, in Kerem Shalom, wo die Hilfsgüter für die Verteilung verladen werden, sowie in den beiden Einsatzzentralen, die die täglichen Konvois, die Logistik und die Verteilung an die vier Stellen koordinieren. Was ich an den Standorten, in der Umgebung der Standorte und auf dem Weg dorthin gesehen habe, kann nur als Kriegsverbrechen, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstöße gegen das Völkerrecht bezeichnet werden. Das ist keine Übertreibung. Das sind keine Plattitüden oder Dramatik. Das ist die Wahrheit.

Ich werde das anhand der Standorte selbst aufschlüsseln. Ich habe letzte Woche mit Senator Van Holland gesprochen und wir hatten eine sehr offene Diskussion über den Zustand der Standorte und darüber, was sich dort befindet. Die Standorte sind nicht nur zu Todesfallen geworden, sie wurden als Todesfallen konzipiert. Alle vier Verteilungsorte wurden absichtlich und bewusst inmitten einer aktiven Kampfzone errichtet, geplant und gebaut. Einige mögen argumentieren, dass ganz Gaza eine Kriegszone ist. Das mag stimmen, aber es gibt Teile von Gaza, die direkte oder als aktive Kampfzonen ausgewiesene Gebiete sind, in denen israelische Verteidigungskräfte operieren. Diese Standorte wurden absichtlich inmitten dieser Gebiete errichtet. Das ist kein Zufall. Allein schon die Tatsache, dass humanitäre Verteilungsstellen für eine unbewaffnete, hungernde Bevölkerung bewusst in einem aktiven Kampfgebiet errichtet wurden, verstößt gegen die Genfer Konventionen. Es ist ein Verstoß gegen das humanitäre Recht und meiner Meinung nach ein Verstoß gegen die Menschlichkeit im Allgemeinen.

Nicht nur die Standorte selbst, sondern alle vier Standorte rund um das Gelände und die Zufahrtsstraßen sind mit Klingen-Draht[3] abgesperrt. Nicht mit Stacheldraht oder Concertina-Draht, wie wir ihn im Krieg als Hindernis oder für Wege verwenden. Mit Klingen-Draht. Die Genfer Konventionen verbieten ausdrücklich die Verwendung von Klingen-Draht zur Absperrung von Bereichen, in denen Zivilisten versorgt werden, wie Krankenhäusern, Wasserstellen und Lebensmittelverteilungsstellen, und wir verwenden ihn. Die IDF hat ihn uns nicht nur zur Verwendung an den Standorten zur Verfügung gestellt, sondern wir, UG Solutions, die Gaza Humanitarian Foundation, haben ausdrücklich darum gebeten. Klingen-Draht ist dazu bestimmt, zu verstümmeln und zu töten. Und wir verwenden ihn, um Tausende unbewaffnete, hungernde Zivilisten zu kanalisieren und, wenn man so will, zu hüten. Das ist ein Kriegsverbrechen.

Die Maßnahmen vor Ort, die Eskalation der Gewalt, das Fehlen von Standardvorgehensweisen, die dies regeln. Keine Einsatzregeln für die bewaffneten Auftragnehmer vor Ort. Der wahllose Einsatz von tödlicher und nicht tödlicher Gewalt gegen unbewaffnete Zivilisten. Ich möchte das klarstellen: Wir sind nicht an den Verteilungsstellen, um uns gegen die Hamas zu verteidigen. Wir wenden wahllos Gewalt an, nehmen Zivilisten ins Visier, eskalieren die Gewalt weit über das Maß hinaus, das gegen eine unbewaffnete, hungernde Bevölkerung angemessen ist.

Die Ausrüstung, die wir erhalten haben, vollautomatische Waffen, die an sich keinen Verstoß gegen das Protokoll darstellen. Allerdings wurden wir mit M855-Munition mit grüner Spitze[4] ausgerüstet. Das ist wichtig, weil grün markierte Munition[5] eine stahlummantelte Kupferpatrone ist, die speziell dafür entwickelt wurde, Panzerungen zu durchschlagen. Sie ist zum Töten gedacht. Sie ist dafür ausgelegt, verstärkte Objekte zu durchschlagen, um jemanden auf der anderen Seite zu töten. Damit sind derzeit alle Auftragnehmer von UG Solutions im Land ausgerüstet. Jeder trägt eine Standardausrüstung von 210 Schuss M855 panzerbrechender Militärmunition. Warum sollte jemand so etwas brauchen, selbst wenn es zur Verteidigung seines Lebens gegen eine unbewaffnete Bevölkerung ist? Das ist unangemessen. Diese Maßnahme an sich ist ein Kriegsverbrechen.

Ich würde den Status von unserer Anwesenheit in diesem Land als Kriegsverbrecher bezeichnen: alle amerikanischen Vertragsarbeiter von UG Solutions, US-Bürger in Israel, die mit vollautomatischen Waffen in Gaza bewaffnet sind, während wir hier sprechen, seit dem 26. Mai. Wir sind mit einem B2-Einreisevisum als Touristen in das Land eingereist. Wenn also ein Familienmitglied nach Israel reisen möchte, um Jerusalem zu besuchen, würde es mit einem Touristenvisum nach Israel einreisen. Das ist der rechtliche Status, in dem sich bewaffnete US-Bürger derzeit in Gaza befinden, mit der Befugnis, mit einem Touristenvisum feindliche Gewalt gegen unbewaffnete Zivilisten anzuwenden. Das ist ein Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht, Punkt.

Was ich gerade beschrieben habe, sind keine Meinungen, sondern Tatsachen. Die Standorte wurden dazu eingerichtet, um Menschen anzulocken, zu ködern, zu unterstützen und zu töten. Die Lebensmittel, die wir verteilen, reichen bei Weitem nicht aus. Herr Johnny Moore, Sie sollten sich schämen, dass Sie die Lieferung von 92 Millionen Mahlzeiten nach Gaza feiern. Schämen Sie sich! Es ist eine ganz einfache Rechnung: 92 geteilt durch 2,2 Millionen Menschen, geteilt durch 3 Millionen – das ergibt drei Mahlzeiten pro Tag. Das ist es, was GHF verkündet. Wir verteilen seit dem 26. Mai Hilfsgüter. Wir verteilen seit dem 26. Mai, also seit 64 Tagen, ununterbrochen Hilfsgüter, und wir haben nur 92 Millionen Mahlzeiten verteilen können. Wenn man das herunterbricht, ist es wieder eine einfache Rechnung. Das sind Mahlzeiten für 14 Tage. Von 64 Tagen haben wir also Mahlzeiten für 14 Tage für die gesamte Bevölkerung im Gazastreifen bereitgestellt. Das ist unmenschlich. Das wäre so, als würde man sagen, man isst nur jeden vierten Tag. Man isst nur donnerstags und montags. Und das soll humanitär sein? An alle, die sagen, dass das genug ist oder auch nur annähernd genug: Das ist nicht genug. Die Darstellung der GHF braucht Hilfe, um den Rest zu erledigen, Sie brauchen keine Hilfe, denn Sie sind nicht einmal annähernd dort, wo wir sein müssen.

Tatsache ist, dass die Gaza Humanitarian Foundation weder ausgebildet noch ausgerüstet ist und nicht über das Personal verfügt, um humanitäre Hilfe und humanitäre Unterstützung in dieser Größenordnung zu leisten. Die Gaza Humanitarian Foundation muss finanziell ausgetrocknet und geschlossen werden, und die Vereinten Nationen müssen wieder uneingeschränkt zugelassen werden, unterstützt von den Vereinigten Staaten, mit Ressourcen und Hilfe. Anstatt der Gaza Humanitarian Foundation 60 Millionen Dollar zu geben, sollte man diese 60 Millionen Dollar dafür verwenden, den Mechanismus der Vereinten Nationen zu unterstützen, damit 400 Standorte wieder in Betrieb genommen werden können, um täglich 2,1 Millionen Menschen zu ernähren. Das war die Kapazität der Vereinten Nationen.

Was ich in Gaza gesehen habe, beunruhigt mich als Amerikaner. Was wir in Gaza tun, indem wir uns mitschuldig machen an den Handlungen der israelischen Streitkräfte, ist unamerikanisch. Ich habe mich nicht zu Wort gemeldet, weil ich den Kampf und die Auseinandersetzung ignorieren möchte. Ich stehe an der Seite Israels gegen die Gräueltaten der Hamas. Die Welt steht an der Seite Israels gegen die Gräueltaten der Hamas. Niemand würde bestreiten, dass der 7. Oktober grausam war. Aber wenn wir als Nation, die Vereinigten Staaten, und Israel, unser engster, einer unserer engsten Verbündeten, den Weg einschlagen zu sagen, dass wir das tun, was die Hamas getan hat, und dass das in Ordnung ist, dann verlieren wir unsere Menschlichkeit. Und diesen Weg können wir nicht gehen. Das ist unamerikanisch. Das entspricht nicht unseren Werten.

Vor zwei Monaten habe ich nach 25 Jahren Dienst für dieses Land meine Uniform an den Nagel gehängt. Ich habe meinen Eid nicht abgelegt. Ich habe einen Eid auf die Verfassung geschworen. Ich habe keinen Eid auf den Präsidenten, den Kongress, einen Chef, einen Vertrag oder einen Gehaltsscheck geschworen. Ich habe einen Eid auf die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika geschworen. Und diese Verfassung basiert auf amerikanischen Werten, Würde, Respekt und Achtung vor dem menschlichen Leben. Im Moment befindet sich Amerika auf einem gefährlichen Weg. Und wenn wir jetzt nicht aufhören, dies beenden und den humanitären Hilfsprozess unterstützen, der nach Gaza geleitet werden sollte, sollten wir uns schämen, denn das ist unamerikanisch. Ich werde dafür sorgen, dass die Wahrheit ans Licht kommt.

Amy Goodman: Anthony Aguilar ist, wie er sagte, pensionierter Oberstleutnant der Green Berets, hat 25 Jahre im Dienst der US-Armee gestanden und wurde 2005 für seine Verdienste im Kampf mit dem Purple Heart und dem Bronze Star ausgezeichnet. Wie sind Sie zur Gaza Humanitarian Foundation gekommen? Wie wurden Sie rekrutiert? Für wen genau haben Sie gearbeitet? Gelten Sie als Mitarbeiter der US-Regierung? Waren Sie das?

Anthony Aguilar: Ich galt nicht als Angestellter der US-Regierung. Ich wurde speziell als unabhängiger Subunternehmer von UG Solutions eingestellt, die im Auftrag der Gaza Humanitarian Foundation speziell für die bewaffnete Sicherheit und den Schutz der Hilfsgüter zuständig war. Ich wurde am 13. Mai von UG Solutions kontaktiert. Sie suchten speziell nach pensionierten, kürzlich aus dem Dienst ausgeschiedenen Militärangehörigen mit Erfahrung in Spezialeinsätzen. Aus diesem Grund wurde ich von ihnen kontaktiert und gefragt, ob ich Interesse hätte, UG Solutions bei dieser Operation zu unterstützen.

Amy Goodman: Die Gaza Humanitarian Foundation hat Ihre Aussage zurückgewiesen, Anthony, und Ihnen vorgeworfen, Sie würden falsche Behauptungen aufstellen, die jeder Grundlage entbehren. Die GHF sagte, ich zitiere: „Es muss betont werden, dass Herr Aguilar als Subunternehmer beschäftigt war und vor über einem Monat wegen unangemessenen Verhaltens entlassen wurde. Nach der Entlassung erhielten wir Drohungen, dass Maßnahmen gegen uns ergriffen würden, wenn er nicht wieder eingestellt würde, was Fragen hinsichtlich der Motive für seine Interviews aufwirft. Wir haben auch Beweise dafür, dass er wahrscheinlich Dokumente gefälscht und irreführende Videos präsentiert hat, um seine falsche Darstellung zu verbreiten.“ Dies ist erneut die Anschuldigung der GHF. Können Sie auf diese Behauptungen reagieren und etwas zu den Videos sagen, von denen die Rede ist?

Anthony Aguilar: Was ich interessant finde an der Behauptung, dass meine Aussagen jeglicher Grundlage entbehren, ist, dass ich Videos vorgelegt habe. Diese Videos wurden hinsichtlich ihrer Metadaten und Geolokalisierung analysiert. Tatsächlich hat UG Solutions selbst eines meiner Videos auf seiner Presseseite veröffentlicht, das genau dasselbe zeigt, mit dem Kommentar: „Hier ist die ganze Geschichte.“ Sie zeigen einfach nur, was das Video zeigt, nämlich wie Auftragnehmer von UG Solutions auf Zivilisten schießen. Das ist absurd.

Zurück zu der Frage, ob ich entlassen wurde oder nicht. Während meiner kurzen Vertragslaufzeit von 41 Tagen hat UG Solutions mich zweimal befördert, mir zweimal eine Gehaltserhöhung gegeben, mir immer mehr Verantwortung übertragen und sich auf mein Fachwissen verlassen. Ich habe mein Arbeitsverhältnis am 13. Juni schriftlich gekündigt. Ich habe dieses Arbeitsverhältnis aus dem klaren Grund gekündigt, dass ich nicht länger Teil dieser unethischen, unmenschlichen Vorgehensweise sein konnte. Nachdem ich am 13. Juni meine Kündigung eingereicht hatte, bat mich UG Solutions, zu bleiben und es mir noch einmal zu überlegen. Sie zahlten mir weiterhin mein gesamtes Gehalt für einen ganzen Zahlungszeitraum. Sie zahlten weiterhin meine Lebensversicherung. Sie zahlten weiterhin alle meine Ausgaben bis zum 26. Juni. Wenn UG Solutions mich am 13. Juni gekündigt oder entlassen hätte, warum sollten sie mir dann weiterhin mein volles Gehalt, meine Versicherung und alle meine Ausgaben bis zum 26. Juni bezahlen und mich bitten, zu bleiben und meine Position zu überdenken? Ich wurde nicht entlassen. Ich habe gekündigt, weil ich nicht länger Teil davon sein konnte.

Was die Leistung angeht, so habe ich alle Operationen, die Konvoi-Einsatzpläne, die Verteilungspläne und die Einsatzpläne erstellt. Ich habe sie für UG Solutions geschrieben, weil sie niemanden in ihrer Belegschaft hatten, der über die erforderliche Erfahrung, das Wissen und die Fachkenntnisse für diese Art von Arbeit verfügte. Also, gern geschehen, UG Solutions. Gern geschehen, Gaza Humanitarian Foundation, denn ohne mich und andere Auftragnehmer mit Fachkenntnissen, ehemalige Green Berets, ehemalige Veteranen, ohne uns, die die Arbeit machen, wären Sie überhaupt nicht in der Lage zu arbeiten. Niemand in der Gaza Humanitarian Foundation, von Johnny Moore über Phil Reilly von SRS bis hin zu Jameson Govoni von UG Solutions, hat Erfahrung in der detaillierten Planung und operativen Planung, geschweige denn in einer humanitären Hilfsmission. Sie sind unterbesetzt, unterqualifiziert und mit einer Mission überfordert, die sie nicht hätten übernehmen sollen.

Amy Goodman: Ich möchte den Leuten nur erklären, dass Johnnie Moore laut The New York Times „ein ehemaliger Berater der Trump-Kampagne ist und in den Vorstand der Gaza Humanitarian Foundation berufen wurde. … Moore war [Co-Vorsitzender] des evangelikalen Beirats der Trump-Präsidentschaftskampagne 2016 und eine einflussreiche Persönlichkeit während … Trumps erster Amtszeit. Er war Teil einer Koalition christlicher Führer, die regelmäßig das Weiße Haus besuchten … und an Gebetstreffen im Oval Office teilnahmen.” Seine PR-Firma Kairos wurde 2022 von JDA Worldwide übernommen. Er „ist jetzt Präsident dieser größeren Firma. Als er die Übernahme in den sozialen Medien bekannt gab, … bezeichnete Moore seine Arbeit in der Öffentlichkeitsarbeit als seinen „Hauptberuf“, da er viele andere Aufgaben und Projekte im Zusammenhang mit seinem Glauben und seinem Interesse an Außenpolitik habe, darunter das Schreiben von Büchern über die Verfolgung von Christen im Nahen Osten und in Afrika.“ Er sagte gegenüber der New York Times, „er und andere Evangelikale hätten … Trump gedrängt, die Souveränität Israels über Jerusalem anzuerkennen und die US-Botschaft dorthin zu verlegen.“ Er „setzt sich, wie viele Evangelikale, darunter Mike Huckabee, der US-Botschafter in Israel, aufgrund seiner Auslegung der Bibel für einen jüdischen Staat ein.“

Ich wollte zu einem der Videos kommen, die Sie mit der BBC geteilt haben und die bewaffnete amerikanische Wachleute zeigen, die zusammen mit der GHF am 29. Mai an einem Hilfsposten in Gaza das Feuer eröffnet haben. Hier ist ein kurzer Ausschnitt.

[O-Ton-Videomitschnitt US-AUFTRAGNEHMER:] Ich glaube, du hast einen getroffen.

Amy Goodman: „Ich glaube, du hast einen getroffen.“ Das hören wir jemanden sagen. Wer hat das gesagt, Anthony? Und beschreiben Sie bitte, was wir in diesem Video sehen und hören. Wer schießt? Auf wen schießen sie?

Anthony Aguilar: In diesem Video sind Schüsse zu hören, die von einem Sturmgewehr eines unabhängigen Sicherheitsunternehmens namens UG Solutions abgefeuert werden. Diese Person schießt auf eine Gruppe unbewaffneter Zivilisten, die den Ort verlassen haben. Das ist die Verteilungsstelle Nummer vier im Zentrum von Gaza in der Nähe des Nesarim-Korridors. Die Palästinenser hatten den Ort verlassen. Sie bewegten sich nach Süden zurück in Richtung der Brücke über Wadi Gaza zurück, nach Bureij, wo sie herkamen. Dieser Mann schoss auf sie, auf ihre Füße, über ihre Köpfe hinweg in die Menge. Man hört deutlich die amerikanische Stimme und die Schüsse. Die Schüsse fallen ganz in der Nähe der Kamera, wo ich stehe. Ich habe dieses Video gedreht. Nicht die Hamas, nicht das Gesundheitsministerium von Gaza, nicht irgendein voreingenommener Nachrichtensender. Ich habe das gefilmt. Den Amerikaner, der schießt, hört man deutlich „Woohoo!“ jubeln. Und die Antwort des anderen Auftragnehmers vor Ort, der etwa 15 Fuß von mir entfernt stand, lautet: „Ich glaube, du hast einen erwischt.“ Und gleichzeitig antwortet der andere Auftragnehmer: „Verdammt ja, Junge!“ Was sie meinen, ist, dass sie einen Menschen erwischt haben. Einen Zivilisten, einen unbewaffneten, hungernden Zivilisten, der zu uns gekommen war, um etwas zu essen zu bekommen, und der auf dem Weg nach Hause war. Warum haben wir auf ihn geschossen? Weil wir wollten, dass sie schneller verschwinden.

Das Video ist echt. Es wurde mit einem Zeitstempel versehen und analysiert. Es wurde geolokalisiert. Die Metadaten wurden ausgewertet. Tatsächlich hat UG Solutions genau dasselbe Video auf seiner Presseseite veröffentlicht, um das Video selbst zu widerlegen. Sie haben also das Video, das ich gedreht habe, verwendet, um das Video, das ich gedreht habe, zu widerlegen.

Amy Goodman: UG Solutions, für die Sie arbeiten, ist also eine US-Söldnerfirma. Die Verteilungsstellen der GHF werden von zwei US-Sicherheitsfirmen bewacht. Safe Reach Solutions (SRS) und UG Solutions – SRS wird laut Middle East Eye von einem ehemaligen hochrangigen CIA-Beamten geleitet, der mit einer US-Private-Equity-Firma in Chicago verbunden ist. Wie sind Sie rekrutiert worden?

Anthony Aguilar: Noch einmal, über UG. Ich wurde also nicht von Safe Reach Solutions oder der Gaza Humanitarian Foundation rekrutiert. Ich habe nicht für sie gearbeitet. Ich war ein Subunternehmer, der speziell für UG Solutions tätig war. UG Solutions hat seinen Sitz in Davidson/North Carolina. Sie haben sich also zunächst an pensionierte Mitglieder von Spezialeinheiten, Soldaten der Special Operations Forces mit den entsprechenden Fähigkeiten gewandt, die aus North Carolina stammten, weil es schneller und einfacher gewesen ist, sie zu rekrutieren und einzustellen.

Also wurde ich von UG Solutions angerufen. Als mir die Operation zum ersten Mal erklärt wurde, hatte ich das Gefühl, dass es sich um eine noble Sache handelte. In einem Punkt stimme ich Johnny Moore zu, den er schon früh gesagt hat: Es gibt nichts Christlicheres, als Menschen zu ernähren. Dem stimme ich zu. Was ich nicht akzeptiere, ist, dass wir lügen und die Wahrheit unter dem Deckmantel der Ernährung von Menschen aus Profitgründen verschleiern. Denken Sie daran, dass es sich um private Organisationen handelt. Der Verantwortliche von Safe Reach Solutions ist ein ehemaliger CIA-Agent und Teil einer Private-Equity-Firma. Das ist der Mann, der für die Verteilung humanitärer Hilfe an eine hungernde Bevölkerung verantwortlich ist? Als ich mich darauf einließ, war ich begeistert. Ich hielt es für eine noble Sache. Innerhalb weniger Stunden nach meiner Ankunft in Israel und nachdem ich gesehen hatte, wie sich die Dinge entwickeln würden, hatte ich sofort große Bedenken hinsichtlich der Absichten, der Umsetzung und der Folgen, wenn das Ganze scheitern würde.

Amy Goodman: Haben andere Ihre Meinung geteilt? Und ist es richtig, Sie, obwohl Sie ein ehemaliger Green Beret und langjähriger Oberstleutnant der Special Forces sind, als Söldner zu bezeichnen, da Sie für die Gaza Humanitarian Foundation gearbeitet haben?

Anthony Aguilar: Also, ich würde mich selbst weder als Söldner noch als Whistleblower bezeichnen. Ich bin ein patriotischer Amerikaner, der möchte, dass Amerika die Wahrheit erfährt. Als ich diesen Auftrag für diese Mission annahm, waren meine Beweggründe klar. Ich wollte meine jahrelange Fachkenntnis, meine Erfahrung in der Planung und Durchführung von groß angelegten Operationen einsetzen, um zum Erfolg dieser Mission beizutragen. Das war mein Wunsch.

Ich war in den Ruhestand getreten. Ich hatte kürzlich meinen Dienst quittiert. Ich genoss es sehr, Hausmann zu sein, nachmittags „Golden Girls“ zu schauen und mit meinem Hund spazieren zu gehen. Das hat mir Spaß gemacht. Ich habe diese Mission nicht aus persönlichem Gewinnstreben oder wegen des Geldes übernommen. Ich habe diese Mission übernommen, weil ich daran geglaubt habe. Ich habe meinen Vertrag gekündigt und bin gegangen. Ich habe das Geld zurückgegeben, obwohl sie uns viel Geld gezahlt haben. Ich habe auf dieses Geld verzichtet, weil nichts meine Seele kaufen kann. Nichts kann meine Werte und meinen Patriotismus als Amerikaner aufwiegen.

Ich bin in erster Linie Amerikaner. Ich bin kein Auftragnehmer. Ich bin kein Söldner. Ich bin kein Whistleblower. Ich bin ein patriotischer Amerikaner, der möchte, dass das amerikanische Volk die Wahrheit darüber erfährt, in was für ein sehr komplexes und kompliziertes Umfeld wir verwickelt sind, in dem wir uns, offen gesagt, derzeit auf der falschen Seite der Geschichte befinden.

Amy Goodman: Wir werden hier zum Ende kommen, aber ich möchte noch einmal ganz klar sagen: Sie haben ehemalige US-Soldaten gesehen, Sie haben die IDF gesehen, Sie haben israelische Soldaten gesehen, die auf hungernde Palästinenser geschossen haben?

Anthony Aguilar: Ohne Zweifel. Ja. Punkt.

Amy Goodman: Anthony Aguilar arbeitete als Subunternehmer für UG Solutions im Rahmen der Gaza Humanitarian Foundation, einer sogenannten Hilfsorganisation. Der pensionierte Oberstleutnant diente 25 Jahre lang in den US-Spezialeinheiten als Green Beret. Er wurde mit dem Purple Heart und dem Bronze Star ausgezeichnet. Vielen Dank, dass Sie bei uns waren.

Zitatende/Ende der Übersetzung.

Titelbild: Screenshot Democracy Now!


[«1] Mitglied der US-Spezialeinheit „Green Berets”

[«2] Die Daten stammen aus unabhängigen UN-Berichten sowie Berichten des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen. Die überwiegende Mehrheit der Opfer starb in GHF-Zentren oder deren unmittelbarer Umgebung.

[«3] Razor Wire (auf Deutsch: Stacheldraht mit scharfen Klingen)

[«4][«5] ‚ChatGPT‘ hierzu: Green-tipped ammunition bezieht sich auf Patronen, die eine grüne Markierung auf ihrer Spitze haben. Diese Markierung zeigt an, dass es sich um eine spezielle Art von Munition handelt, die oft eine panzerbrechende oder durchdringende Eigenschaft besitzt. Diese grünen Markierungen sind typisch für bestimmte militärische Patronen. Ein bekanntes Beispiel sind die 5,56×45mm NATO-Patronen (auch als M855 bekannt), die oft eine grüne Spitze haben. Diese Patronen wurden ursprünglich für den Einsatz in militärischen Gewehren wie dem M16 oder dem M4 Carbine entwickelt. Der grüne Tippet (die grüne Spitze) ist ein Hinweis darauf, dass die Patrone einen Stahlkern enthält, der hilft, dickere Materialien oder Panzerungen zu durchdringen, was sie besonders in militärischen Kontexten wertvoll macht. Die grüne Markierung dient also als einfache visuelle Kennzeichnung für spezielle Munitionstypen, die für den Einsatz gegen gepanzerte Ziele oder schwere Materialien konzipiert wurden. Auf Deutsch würde man „green-tipped ammunition“ also als Munition mit grüner Spitze oder grün markierte Munition übersetzen.