Paul-Unehrlich-Institut? „Wir erleben ein bewusstes Verschließen der Augen vor den Realitäten.“

Paul-Unehrlich-Institut? „Wir erleben ein bewusstes Verschließen der Augen vor den Realitäten.“

Paul-Unehrlich-Institut? „Wir erleben ein bewusstes Verschließen der Augen vor den Realitäten.“

Ein Artikel von Ralf Wurzbacher

Seit über zwei Jahren blitzen fünf Chemieprofessoren aus Deutschland und der Schweiz bei ihrem Bemühen ab, von Behörden und dem Pharmaunternehmen BioNTech Informationen zur möglichen Toxizität des Corona-Impfstoffs Comirnaty zu erhalten. Ihre Wissbegierde quittierte das Paul-Ehrlich-Institut inzwischen sogar ausdrücklich mit einer „Nachrichtensperre“. Dabei tauchen fast täglich neue Hinweise dafür auf, dass die genbasierten Covid-19-Vakzine risikobehaftet sind und ernste Schäden bei einer Vielzahl von Geimpften verursacht haben könnten. „Verrückt“ sei nur, dass dies alles „keinerlei Konsequenzen“ für die Beteiligten habe, wundert sich Martin Winkler von der Zürcher Hochschule der angewandten Wissenschaften im Interview mit den NachDenkSeiten. Seinem Mitstreiter Jörg Matysik von der Universität Leipzig macht es „Angst“ zu sehen, „wie einfach Gesetze, die zu unserem Schutz erlassen wurden, umgangen werden können“. Mit beiden sprach Ralf Wurzbacher.

Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.

Zu den Personen

Jörg Matysik, Jahrgang 1964, ist Professor für Analytische Chemie und Molekülspektroskopie, Direktor des Instituts für Analytische Chemie der Universität Leipzig, Leiter des Aufbau-Studiums „Analytik & Spektroskopie“ und Sprecher eines Sonderforschungsbereichs der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Matysik schreibt den Blog: cidnp.net/blog.

Martin Winkler, Jahrgang 1968, ist Professor am Institute of Materials and Process Engineering an der Zürcher Hochschule der angewandten Wissenschaften (ZHAW).

Gemeinsam mit drei weiteren Chemieprofessoren bemühen sich Matysik und Winkler seit über zwei Jahren, vom Herstellerunternehmen BioNTech sowie dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – zuständig für die Zulassung und Überwachung der Sicherheit von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln in Deutschland – Informationen zu Eigenschaften, zur Qualitätskontrolle und zur möglichen Toxizität des Covid-19-Impfstoffs Comirnaty (BioNTech/Pfizer) zu erhalten. Ihre drei Mitstreiter sind: Prof. Gerald Dyker (Ruhr-Universität Bochum), Prof. Andreas Schnepf (Universität Tübingen) und Prof. Tobias Unruh (Universität Erlangen-Nürnberg).

Ralf Wurzbacher: Herr Matysik, Sie sind inzwischen eine Art Dauergast bei den NachDenkSeiten. Zum jetzt dritten Mal treten Sie zum Interview an, um zu berichten, ob und inwieweit das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sowie das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech Informationen zur Qualitätskontrolle und hinsichtlich einer möglichen Toxizität des Covid-19-Impfstoffs Comirnaty preisgeben. Wie ist der aktuelle Stand?

Matysik: Wir, das ist eine Gruppe aus fünf Chemie- und Physikprofessoren deutscher und Schweizer Universitäten, hatten uns zunächst an die Hersteller BioNtech und dann an das deutsche Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit Fragen gewandt, da wir in den veröffentlichten Dokumenten Dinge sahen, die uns nicht nachvollziehbar erschienen. Das war zum Beispiel die Angabe, dass der Impfstoff bei „ungewünschter Verfärbung“ zu verwerfen sei. Uns war aber klar, dass Nanopartikel Rayleigh-Streuer sind und deshalb Farberscheinungen zeigen müssen. Daher war die Information irreführend, und wir hätten gerne geholfen, die Information zu verbessern.

Eigentlich ist es unter Naturwissenschaftlern ganz normal, dass man sich gegenseitig Hinweise gibt. Ein Virologe muss ja nicht die Streutheorien von Rayleigh oder Mie kennen. Wenn man dann aber mit seinem Hilfeangebot abgewiesen wird, wird man auch misstrauisch und fragt nach. Wir haben in mehreren Briefen, von denen einige in der Berliner Zeitung veröffentlicht wurden, dem PEI nach dem Informationsfreiheitsgesetz Fragen gestellt, bei denen wir bei den Themen blieben, die wir selbst gut beurteilen können: Farbe, Analytik, Toleranzen, Toxizität. Leider haben wir vom PEI nur nichtssagende oder irreführende Antworten erhalten.

Man könnte auch sagen: BioNTech und die für die Zulassung und Überwachung der Sicherheit von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln maßgebliche Behörde in Deutschland mauern. Überrascht Sie das noch?

Matysik: Ja, es wird gemauert. Das ist nicht gut. Dann vermutet man, dass es etwas zu verheimlichen gibt. Dann entstehen Gerüchte. Transparenz ist wichtig, und das Informationsfreiheitsgesetz verlangt das ja auch aus gutem Grund. Am 2. Juli 2022 erhielten wir aber abschließend einen ablehnenden Bescheid, also die Antwort, dass wir keine Information bekommen sollen. Dagegen habe ich geklagt. Der Gerichtstermin steht noch nicht fest. Die Teilantworten, die wir erhielten, waren zum Teil grotesk falsch. Sie verwiesen zum Beispiel auf den Erweichungspunkt von Zäpfchen.

Winkler: Inzwischen sind zahlreiche Dokumente bekannt geworden, geleakt oder per Gericht freigeklagt. Das Bild, was sich bietet, ist verheerend: Die Politik wusste, dass der Impfstoff nicht auf Wirkung und Nebenwirkung geprüft war, sie übernahm die volle Verantwortung für alle Schäden. Inzwischen wird deutlich, dass viele Sorgen berechtigt waren: Die Substanz verbleibt nicht im Muskel, verbreitet sich im Körper, kann ins Gehirn eindringen, reichert sich in bestimmten Organen an, kann zu Entzündungen führen, führt zur Bildung sinnloser Proteine.

Matysik: Ob mich das Mauern überrascht? In der Zwischenzeit überrascht mich nichts mehr.

Ist Mauern eine deutsche Besonderheit? Herr Winkler, welche Erfahrungen machen Sie in der Schweiz?

Winkler: In der Schweiz ist Swissmedic für die Zulassung, Überwachung – Pharmakovigilanz – und Qualitätskontrolle von Arzneimitteln zuständig. Sie ist wie in Deutschland das Robert Koch-Institut und das PEI eine weisungsgebundene Behörde. Bereits vor der Corona-Pandemie wurden Stimmen laut, dass Swissmedic stark die Interessen der Pharmaindustrie wahrnimmt. Auch hierzulande wurden im Zusammenhang mit der Wirkungsweise der modRNA-Stoffe Anfragen an diese Behörde gestellt, die meist aber keinen großen Widerhall in der Presse gefunden haben.

Matysik: Wie bei uns in Deutschland …

Winkler: Am bekanntesten ist die Anfrage von Herrn Pascal Najadi. Es ging um die Menge gebildeter Spikes nach einer Impfung. Hier lässt sich dasselbe Muster erkennen, das wir auch beim PEI erleben. Zuerst werden schulmeisterliche Antworten gegeben und auf „Factsheets“ auf der Homepage verwiesen. Fragt man weiter nach, wird die Kommunikation abgebrochen. Zitat: „So können wir nicht sagen, wie viel Protein bei Ihnen gebildet wird. Wir weisen Sie zudem darauf hin, dass unser Austausch damit beendet ist. Ein quasi-wissenschaftlicher Austausch über solche Anfragen sprengt unsere Ressourcen, die wir insbesondere in dieser Krisenzeit auf unsere Kernaufgaben zu richten haben.“

Auch eine Nachfrage des Schweizer Portals Infosperber in Bezug auf die DNA-Verunreinigungen läuft ins Leere. Swissmedic verlässt sich wie auch das PEI auf die Selbstkontrolle der Hersteller. Es würde nur geprüft, wenn es offensichtliche Qualitätsmängel aus der Marktüberwachung gäbe. Und die gibt es natürlich nicht, wenn man nicht hinschaut …

Die EMA, die europäische Arzneimittelagentur, hat mittlerweile immerhin mit der Erzählung aufgeräumt, die Corona-Impfstoffe könnten vor einer Ansteckung schützen. Dafür habe es vor der Notfallzulassung keinen einzigen Beleg gegeben. Ist das nicht entwaffnend ehrlich?

Matysik: Das ist eine sehr ernste Angelegenheit: Im deutschen Fernsehen wurde, strafrechtlich nicht belangt, verbreitet, dass ungeimpfte Kinder „Ratten“ seien, die die Pest verbreiteten! Nun ist klar, dass es für die Verhinderung der Ansteckung durch Impfung keine Belege gibt! Das Hetzen gegen ungeimpfte Kinder war ohne jede empirische Basis. Das ist widerlich. Hier gibt es eine politische Verantwortung. Kinder als „Ratten“ zu brandmarken, ist völlig inakzeptabel.

Dabei ist das nur ein kleiner Teil einer umfassenden Desinformationskampagne. Alle Slogans waren falsch: „Impfen schützt vor Erkrankung“, „Impfen schützt vor Verbreitung“, „einmal geimpft und frei”, dann hieß es „doppelt geimpft ist vollständig geimpft”, dann brauchte man Booster, einmal, zweimal, immer … Desgleichen hieß es, „Impfstoff verbleibt im Muskel”, „Impfstoff wird schnell abgebaut”, „Impfstoff ist geprüft und sicher” oder „dass diese für Wechselwirkung mit RNA optimierten Lipide genotoxisch sind, ist nicht zu erwarten”. Man fragt sich, warum das Recherchezentrum Correctiv nicht gegen diese massiven Fake News vorging …

Winkler: Ich glaube nicht, dass die EMA den fehlenden Fremdschutz freiwillig eingeräumt hat. Vielmehr waren die Behörden dazu gezwungen, nachdem sogar eine Vertreterin von Pfizer dies bei einer öffentlichen Anhörung im Europäischen Parlament eingestehen musste. Verrückt ist nur, dass diese „Enthüllung“ keinerlei Konsequenzen für die Beteiligten hat. Übrigens war von Anfang an klar und wurde auch von kritischen Wissenschaftlern immer wieder betont, dass genau der Aspekt des Fremdschutzes nicht aus den Zulassungsstudien hervorgeht.

Trotzdem wurde eine beispiellose Impfkampagne mit eben diesem Argument gefahren, während Politik und Medien die sich häufenden Hinweise auf mögliche Impfkomplikationen und -schäden rigoros abstritten beziehungsweise gar nicht zur Kenntnis nahmen – mit Abstrichen gilt das bis heute. Was meinen Sie: Gibt es in puncto Impfung und Impfschäden ein Schweigekartell?

Winkler: Ich glaube nicht, dass es ein Schweigekartell gibt. Vielmehr spielen einfache psychologische Mechanismen eine Rolle. Die meisten Menschen haben in der „Impfung“ eine Art Erlösung gesehen. Das hatte durchaus religiös überhöhte Züge. Fast alle haben mitgemacht. Wenn jetzt das Narrativ zusammenbricht, bricht für diese Menschen ihr Weltbild zusammen. Deshalb wird das Narrativ aufrechterhalten, dass man es nicht besser wissen konnte, dass Long Covid die eigentliche Gefahr sei und die Impfung Millionen Leben gerettet hätte. Rückendeckung erhält man durch „Studien“ im Auftrag der WHO oder des Gesundheitsministers. Wir erleben ein bewusstes Verschließen der Augen vor den Realitäten.

Beim PEI und RKI liegt die Sachlage anders. Als weisungsgebundene Behörden produzieren sie die Ergebnisse, die von ihrem Chef verlangt werden. Was passiert, wenn man nur ansatzweise an diesen Befehlen zweifelt, zeigt die Neubesetzung der Ständigen Impfkommission, der STIKO. In der Schweiz werden seit Langem außerparlamentarische Untersuchungskommissionen zur Aufarbeitung der Corona-Zeit gefordert. Bis heute gibt es diese nicht. Im vergangenen Jahr wurde eine „Aufarbeitungsinitiative“ lanciert, die Sammelfrist für die nötigen 100.000 Unterschriften dafür läuft im August dieses Jahres aus. Hoffen wir, dass diese Initiative vors Volk kommt. Und in Italien scheint es nun zumindest eine parlamentarische Untersuchungskommission zu geben. Was dabei herauskommt, werden wir sehen.

Matysik: Ja, das ist das Gute an der Internationalisierung. Pfizer hat mit vielen Staaten einen Vertrag abgeschlossen. Einige Staaten haben diesen Vertrag veröffentlicht: Der Text war immer sehr ähnlich: „Wir wissen nicht, ob die Injektion hilft. Wir wissen nicht, ob die Verbreitung eingedämmt wird. Wir haben keine Ahnung über Nebenwirkungen. Aber wir, die öffentliche Hand, übernehmen die völlige Verantwortung.“ Das ist historisch neu und bedarf demokratischer Legitimation.

Wie Sie sagten, zeigte sich das PEI anfangs noch recht zugänglich, jetzt nur noch abweisend und verschlossen. Hat das damit zu tun, dass immer mehr Ungereimtheiten zu den mRNA-Impfstoffen ans Licht kommen?

Winkler: Ich bin mir nicht sicher, ob es an der Menge der Ungereimtheiten liegt. Ich denke, am Anfang war die Strategie, uns mit Allgemeinplätzen abzuspeisen. Als das nicht gefruchtet hat und wir zeigen konnten, dass die Antworten des PEI inhaltslos waren, wurde die Strategie geändert. Lieber nichts mehr sagen, als in der Öffentlichkeit mit Halbwahrheiten dazustehen. Wobei, dem Bundesgesundheitsminister scheint es nichts auszumachen, dass er mehrfacher Falschinformationen überführt worden ist.

Matysik: Neulich erschien ein Artikel in der wissenschaftlichen Zeitschrift Nature, der zeigte, dass die chemische Modifikation der RNA – eine Methylierung –, deshalb auch modRNA, beim Auslesen durch einen „Shift”, also eine Verschiebung, zur Bildung von Proteinen führt, von denen niemand weiß, was sie tun. Könnten sie zu einer neuen Form sinnloser Proteine führen, wie sie etwa bei Alzheimer-Erkrankungen diskutiert werden? Wir wissen es nicht. Zu behaupten, dass sie keine Funktion haben können, ist jedoch dreist und vermessen, scheint aber damals einfach so vorausgesetzt worden zu sein.

Dazu kommt eine weitere Veröffentlichung, nach der modRNA-Impfstoffe die Wahrscheinlichkeit, zumindest bestimmte Krebszellen im Körper zu verbreiten, erhöhen. Zudem ist bekannt, dass Nanopartikel schlicht aufgrund ihrer Größe biologische Schranken überwinden und als „trojanische Pferde“ gefährliche Substanzen, auch Viren und Bakterien, in Körper und Hirn eintragen können.

Für Julian Schulze zur Wiesch vom Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf ist dieses „Shift“-Phänomen nicht ungewöhnlich und auch „nicht gefährlich oder beunruhigend“. Das sei dahingestellt. Aber was sagt das PEI dazu?

Winkler: Das PEI sagt eben nichts dazu, das ist ja das Problem. Normalerweise würde ich von einer Behörde, die für Arzneimittelüberwachung zuständig ist, erwarten, dass sie, sobald ein Verdacht auf eine Nebenwirkung bekannt wird – und es dazu noch eine physiologisch sinnvolle kausale Erklärung gibt –, diesen Dingen nachgeht und sie untersucht beziehungsweise die Zulassung dieses Medikaments zumindest so lange zurückzieht, bis die Zweifel ausgeräumt sind. Wie Herr Schulze zur Wiesch auf diese Aussage kommt, erschließt sich mir nicht. Die modRNA-Technologie ist neu. Wie kann man dann davon reden, dass das Phänomen nicht ungewöhnlich ist? Und wenn diese Gefahr tatsächlich schon lange bekannt war, warum hat man diese nicht vor Zulassung dieser Stoffe abgeklärt?

Matysik: Für mich sieht das so aus, als ob eine Beweislastumkehr beim PEI und im Denken einiger Wissenschaftler stattgefunden hat. Heute muss die Kohorte der Geimpften beweisen, dass diese Impfung Schaden anrichtet. Erst wenn sich dies nicht mehr leugnen lässt, scheint das PEI zu reagieren. Das Gegenteil müsste der Fall sein: Hersteller und Zulassungsbehörden sind in der Pflicht zu zeigen, dass die Stoffe sicher sind.

Nun ist die Sache mit dem „Frameshift“ ja nur ein Punkt einer ganzen Liste von möglichen Mängeln und Risiken der Corona-Impfstoffe. Was bereitet Ihnen die größten Sorgen?

Winkler: Die modRNA-Technologie war von Anfang an mit großen Risiken behaftet. Diese Risiken wurden nie vor der Zulassung sauber abgeklärt. Wie konnte ein weitgehend funktionierendes Arzneimittelüberwachungssystem so umgangen werden? Wie kann es sein, dass man auch jetzt, nachdem Milliarden von Spritzen weltweit verabreicht worden sind, die Augen davor verschließt, welcher Schaden entstanden ist? Es ist unverantwortlich, hier nicht hinzusehen.

Da man die Placebogruppe der Zulassungsstudie vorzeitig aufgelöst hat, ist man auf retrospektive Studien angewiesen, die nie die Qualität einer placebokontrollierten Doppelblindstudie erreichen können. Deshalb wird es nie den Beweis einer Kausalität für Nebenwirkungen geben. Deshalb werden auch so viele Impfopfer allein gelassen. Eine Korrelation für sich sagt nichts aus, aber wenn man viele Korrelationen findet, sollte man diese als Indiz nehmen, dass hier etwas nicht stimmt.

Was alles stimmt nicht nach Ihrem Ermessen?

Winkler: Es gibt mehrere Sicherheitssignale, denen einfach nicht nachgegangen wird. Ein paar Beispiele: eine seit 2021 auftretende Übersterblichkeit, nur langsam abflachend, auch in jüngeren Altersgruppen; gerade auch in der Schweiz ein anhaltender Geburtenrückgang, statistisch ausgewertet in Deutschland von Matthias Reitzner und Christoph Kuhbandner, in der Schweiz von Konstantin Beck; ein Anstieg der Krebsrate; Häufungen von Myokarditis und Perikarditis, inzwischen offiziell anerkannt; Thrombosen; vermehrte Fälle von plötzlichen und unerwarteten Todesfällen. Allein in meinem Umfeld sind in den zurückliegenden drei Jahren zwei Bekannte plötzlich gestorben, im Alter von 61 und 55 Jahren, dazu kommen in der Verwandtschaft zwei neue Krebsfälle, einer davon tödlich. Das kann Zufall sein oder auch nicht.

Matysik: Aus meinem persönlichen Umfeld kann ich Ähnliches berichten. Es macht mir Angst zu sehen, wie einfach Gesetze, die zu unserem Schutz erlassen wurden, umgangen werden können und mit welcher Selbstverständlichkeit man Gesetze erlassen kann, die nicht mehr dem Schutz der Bevölkerung dienen, sondern diese gefährden. Ich denke hier nur an die Impfpflicht und die vielen willkürlichen Änderungen des Infektionsschutzgesetzes mit zum Teil tiefgehenden Einschnitten in die Grundrechte.

Jüngst hat eine riesige Kohortenstudie, in deren Rahmen Daten von über 99 Millionen Geimpften ausgewertet wurden, 13 Krankheitsbilder identifiziert, deren Auftreten offenbar kausal mit der Impfung in Zusammenhang steht. Dazu zählen die bekannten Beschwerden Myokarditis oder Perikarditis wie auch das Guillain-Barré-Syndrom, Gesichtslähmung oder Lungenembolie. Für all diese Leiden haben die Forscher „Sicherheitssignale“ ausgemacht, es zeigte sich also eine signifikante Häufung an Fällen, verglichen mit der Zeit vor der Massenimpfkampagne. Das sogenannte Überwachungssystem des PEI hat für das Gros der Erkrankungen dagegen keinen Alarm gegeben. Wie kann das sein?

Matysik: Ja, es scheint, dass die Impfung verheerende Schäden angerichtet hat. Den offenbar durchweg geimpften Betroffenen wird gesagt, sie litten an „Long Covid“.

Winkler: Diese riesigen Mengen an Nebenwirkungen überraschen eigentlich nicht. Bereits die Zahlen, die vom damaligen Vorstand von der BKK ProVita, Andreas Schöfbeck, ausgewertet worden waren, wiesen in die Richtung eines katastrophalen Nebenwirkungsprofils. Die Folge war: Er wurde als Vorstand entlassen. Dass das PEI Mühe mit der Berechnung eines Sicherheitssignals hat, zeigt sich auch in der verwendeten „Observed-versus-Expected“-Methode.

Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, auf juristischem Weg die Herausgabe von Informationen zu erzwingen?

Matysik: Meine Klage liegt vor dem Verwaltungsgericht Darmstadt. Ich bin sehr gespannt. Ich bin ja nicht nur als Chemie-Professor theoretisch interessiert, sondern als zweifach Geimpfter auch ein Betroffener. Aber auch wenn wir gewinnen: Wir werden ein paar Messdaten bekommen, die sicherlich illustrieren werden, wie wenig Ahnung und wie wenig Interesse man hatte. Ob das helfen wird, die Verantwortlichen vor ein Gericht zu stellen? Man wird sehen.

Winkler: In der Schweiz hat Rechtsanwalt Philipp Kruse bereits 2022 Strafanzeige gegen Swissmedic gestellt und ein umfangreiches Dossier dazu eingereicht. Der Evidenzreport mit Stand Juni 2022 ist dort einsehbar. Die Anzeige wurde angenommen, und jetzt wird, soweit ich weiß, auf Zeit gespielt. Es geht um Zuständigkeiten und das Verteilen der Anzeige auf Kantone. Ich hoffe, dass diese Anzeige zu einer Aufarbeitung führen wird.

In Deutschland sind bis dato sämtliche Klagen von mutmaßlich Impfgeschädigten vor den Gerichten gescheitert. Ist also auch die Justiz Teil eines Schweigekartells?

Matysik: Beim Prozess zur Impfpflicht von Soldaten vor dem Leipziger Bundesverwaltungsgericht sollte das Urteil am 7. Juli 2022 um 10 Uhr verkündet werden. Der Focus publizierte die Entscheidung schon am selben Tag um 6.48 Uhr in der Frühe mit der Meldung: „Klagen abgewiesen. Corona-Impfung für Bundeswehrsoldaten bleibt verpflichtend.“ Später wurde die Meldung gelöscht. Was soll man dazu sagen?

Winkler: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass hier Druck auf die Justizbehörden ausgeübt wird. Insbesondere die Verwaltungsgerichte, so mein Eindruck, machen „Dienst nach Vorschrift“. Wissenschaftliche Argumente werden bei einer Entscheidung nicht zugelassen, man klammert sich an den Buchstaben des Gesetzes. So geschehen bei vielen Verfahren gegen Ärzte, die Maskenbefreiungsatteste ausgestellt haben, mit zum Teil irrsinnigen Strafen für die Angeklagten. Das hat für mich schon eine politische Dimension, der Staat zeigt seine harte Schulter.

Was bleibt Ihnen bei all dem noch an Hoffnung?

Matysik: Natürlich wird es zur Aufklärung kommen. Es mag ein bisschen Zeit kosten, ein bisschen dauern. Aber das ist das Gute an der modernen vernetzten Welt: Wenn in einem Land etwas an die Öffentlichkeit kommt, weiß es die ganze interessierte Welt. Abraham Lincoln sagte: „Man kann alle Leute eine Zeitlang an der Nase herumführen, und einige Leute die ganze Zeit, aber nicht alle Leute alle Zeit.“

Winkler: Auch wenn sich bei uns nicht viel zu bewegen scheint: Im Ausland, gerade in den USA, kommen immer mehr Fakten auf den Tisch. Das wird auch nicht vor der deutschsprachigen Öffentlichkeit geheim gehalten werden können. Am Ende hatten Lügen schon immer kurze Beine.

Das heißt: Sie bleiben am Ball.

Matysik: Selbstverständlich. Das ist unsere Pflicht. Ich habe einen Eid auf unser gutes deutsches Grundgesetz und die gute Verfassung des Freistaates Sachsen geschworen. Mein Fachwissen muss den Menschen dienen.

Winkler: Letztendlich sind wir unserem Gewissen verpflichtet. Und ich möchte mir in der Zukunft nicht vorwerfen lassen, dass ich damals trotz besseren Wissens geschwiegen hätte.

Titelbild: nitpicker/shutterstock.com

Die beiden vorangegangenen, bei den NachDenkSeiten erschienenen Interviews mit Jörg Matysik: