Die Europäische Union ist einen „Deal“ mit den USA eingegangen, den sie selbst als „Schadensbegrenzung“ bewertet und nur als Vorkehrungsmaßnahme gegen einen großen Handelskrieg mit ihrem größten Partner und Verbündeten sieht. Bundeskanzler Friedrich Merz gibt offen zu, dass die deutsche Wirtschaft dadurch „erheblichen Schaden nehmen“ würde. Da werden sich viele in Deutschland und in Europa fragen, warum man die Beziehungen mit den USA noch als „Partnerschaft“ bezeichnet. Eine neue Ausgabe der O-Töne.
US-Präsident Donald Trump am 27. Juli 2025
„Die Europäische Union wird zustimmen, von den Vereinigten Staaten Energie im Wert von 750 Milliarden Dollar zu kaufen. Sie werden zustimmen, 600 Milliarden Dollar mehr in die Vereinigten Staaten zu investieren, als sie bereits investieren. Sie investieren also eine große Menge Geld, Sie wissen, wie viel Geld das ist. Es ist sehr substanziell. Sie sind einverstanden, ihre Länder für den zollfreien Handel zu öffnen. Das ist also ein sehr großer Faktor. Alle Länder werden für den zollfreien Handel mit den Vereinigten Staaten geöffnet sein. Und sie stimmen zu, eine große Menge militärischer Ausrüstung zu kaufen. Die genaue Zahl wissen wir nicht. Die gute Nachricht ist, dass wir die beste militärische Ausrüstung der Welt herstellen.”
(Quelle: Fox News, ab Minute 0:30)
Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, am 27. Juli 2025
„Wir haben einen Deal. Wir haben ein Handelsabkommen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt. Es ist eine große Sache, eine riesige Sache. Es wird Stabilität bringen, es wird Vorhersehbarkeit bringen. Es ist sehr wichtig für unsere Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks. Es ist 15 Prozent Zoll auf der ganzen Linie, all inclusive. Die Investitionen, die der Herr Präsident gerade beschrieben hat, gehen in die Vereinigten Staaten. Tatsächlich ist der europäische Markt grundsätzlich offen. Es sind 450 Millionen Menschen. Es ist also ein gutes Geschäft. Es ist eine riesige Sache. Mit harten Verhandlungen. Ich wusste es von Anfang an, und es war in der Tat sehr hart. Aber wir sind auf beiden Seiten zu guten Schlussfolgerungen gekommen. Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank.”
(Quelle: Fox News, ab Minute 4:20)
Manfred Weber, Fraktionsvorsitzender der ÖVP im Europäischen Parlament, am 28. Juli 2025
„Auch ich bin nicht begeistert, keiner ist begeistert, weil wir für freien Welthandel stehen und davon in den letzten Jahren und Jahrzehnten massiv profitiert haben. Aber was würde die deutsche Industrie sagen, wenn wir heute wirklich in diesem Interview über einen veritablen Handelskrieg zwischen Europa und Amerika sprechen würden, den beiden größten Wirtschaftsräumen der Welt? Dann hätten wir ökonomische Schockwellen derzeit auf den Aktienmärkten, die nicht übersehbar wären. Deshalb – ja, es ist Schadensbegrenzung, über das wir reden, und wir müssen als Europäer jetzt eine Offensiv-Strategie entwickeln. Wenn Trump eben eine andere Weltwirtschaftsordnung will, dann müssen wir mit den Partnern in der Welt draußen die suchen, die unser Modell leben: Indien, Australien … Wir haben einen ausverhandelten Vertrag mit Mercosur, mit Südamerika auf dem Tisch liegen. Die beste Antwort auf Trump wäre, wenn jetzt Europa Mercosur (den Vertrag. – Anm. der Red.) abschließen würde.“
(Quelle: ZDF heute, ab Minute 2:20)
Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, am 27. Juli 2025
„Wir werden auch unsere Energiekooperation verstärken. Der Kauf von US-Energieprodukten wird unsere Versorgungsquellen diversifizieren und zur Energiesicherheit Europas beitragen. Wir werden russisches Gas und Öl durch bedeutende Käufe von US-amerikanischem LNG, Öl und Kernbrennstoffen ersetzen. (…) Und tatsächlich haben wir immer noch zu viel russisches LNG, das wieder durch die Hintertür in unsere Europäische Union kommt. Und noch etwas russisches Gas und Öl in der Europäischen Union, das wir nicht mehr wollen. Wir wollen die russischen fossilen Brennstoffe unbedingt loswerden, und deshalb ist es sehr willkommen, die günstigere und bessere Energie aus den Vereinigten Staaten zu kaufen.“
(Quelle: europa.eu, ab Minute 2:26 und ab Minute 6:00)
Sebastian Hille, Stellvertretender Sprecher der Bundesregierung, am 28. Juli 2025
„Grundsätzlich geht es ja darum, in Deutschland und in Europa uns insbesondere von Energielieferungen aus Russland weiter unabhängig zu machen. Und in diesem Zusammenhang ist die Einigung, die da jetzt zwischen der EU und den USA getroffen worden ist, zu sehen. Wir unterstützen die schrittweise Beendigung von Energieimporten aus Russland, und die EU wird ihre Versorgungsquellen weiter weg von Russland diversifizieren. Und in diesem Kontext wird der Handel mit den USA zur Energiesicherheit in Europa beitragen. Das ist Teil der Einigung, die gestern die EU-Kommission und der amerikanische Präsident getroffen haben.“
(Quelle: Jung & Naiv, ab Minute 5:36)
Russlands Außenminister Sergej Lawrow am 28. Juli 2025
„Es ist klar, dass amerikanische Energieträger wesentlich teurer sein werden als russische Energieträger. Es ist klar, dass ein solcher Ansatz zu einer weiteren Deindustrialisierung Europas führen wird, zu einem Investitionsfluss aus Europa in die Vereinigten Staaten. Und natürlich wird dies vor allem die Energiepreise für die europäische Industrie und die europäische Landwirtschaft sehr stark treffen und einen Investitionsabfluss bedeuten. Aber Persönlichkeiten wie Ursula von der Leyen werden buchstäblich damit prahlen, dass sie diesen Weg gehen: ‚Ja, wir werden mehr Geld ausgeben müssen, ja, wir werden wahrscheinlich weniger Möglichkeiten haben, soziale Probleme zu lösen. Aber wir müssen Russland besiegen.‘“
(Quelle: Außenministerium Russland auf YouTube, ab Minute 7:41)
Bundeskanzler Friedrich Merz am 29. Juli 2025
„Das heißt jetzt im Klartext, die deutsche Wirtschaft wird erheblichen Schaden nehmen durch diese Zölle, aber ich bin mir ziemlich sicher, es wird nicht auf Deutschland allein und Europa allein begrenzt bleiben. Wir werden auch in Amerika die Folgen dieser Handelspolitik sehen. Ich bin mir völlig darüber im Klaren, dass die Zölle, die jetzt bleiben, und das sind ja insbesondere die 15 Prozent gegen die null Prozent für die Importe in die Europäische Union eine erhebliche Belastung darstellen der exportorientierten Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland.“
(Quelle: Handelsblatt, ab Minute 0:44)
AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel am 31. Juli 2025
„Dieser ‚Deal‘ ist kein Deal für die Europäische Union. Es ist ein Deal für Donald Trump, der die Europäische Union, von der Leyen voll über den Tisch gezogen hat. Ich meine – was ist das? Wir müssen 15 Prozent Zölle zahlen – für was? Also null Prozent Zölle – das wäre genau das Richtige. Wir brauchen einen freien Binnenmarkt, und Zölle schädigen die Industrie. Das ist doch völlig klar. Und jetzt müssen wir noch US-amerikanische Waffen kaufen. Also das heißt, wir bezahlen mit unserem Steuergeld, dem europäischen Steuergeld, um amerikanische Waffen zu kaufen für einen Krieg in der Ukraine, den wir alle nicht wollen. Es ist absurd. Und die Europäische Union ist schwach, und das ist das, was es letztendlich zeigt. Wir alle müssen raus aus der Europäischen Union, weil die Europäische Union die Nationalstaaten nicht mehr repräsentiert und auch nicht den Souverän, das Volk.“
(Quelle: Alice Weidel auf X)
BSW-Co-Vorsitzende Sahra Wagenknecht am 30. Juli 2025
„Ursula von der Leyen muss zurücktreten! Das sollte auch die Bundesregierung mit aller Vehemenz in der EU einfordern. Das ist kein Deal, sondern ein Desaster, das von der Leyen zu verantworten hat. Die Bundesregierung darf diese Einigung mit den USA nicht akzeptieren, sondern muss gemeinsam mit anderen Staaten die Aufkündigung des Zoll-Deals und einen Neustart der Verhandlungen verlangen. Unabhängig von der Unfähigkeit der EU sollte Deutschland jetzt schnellstmöglich die Rückkehr zu russischem Gas und Öl auf den Weg bringen. Das ist der einzige Weg, um den wirtschaftlichen Schaden einigermaßen zu begrenzen.
Noch nie hat ein EU-Kommissionspräsident Deutschland so sehr geschadet wie Ursula von der Leyen, die auch noch den deutschen Steuerzahlern ins Portemonnaie greifen will wie niemand vor ihr.“
(Quelle: Sahra Wagenknecht auf X)
Titelbild: Screenshots Fox News, Handelsblatt, Ministry of Foreign Affairs of Russia, Sahra Wagenknecht auf X