„Die Mächtigen sollen sich darum kümmern, dass es dem Volk gut geht, statt Kriege zu führen“

„Die Mächtigen sollen sich darum kümmern, dass es dem Volk gut geht, statt Kriege zu führen“

„Die Mächtigen sollen sich darum kümmern, dass es dem Volk gut geht, statt Kriege zu führen“

Ein Artikel von Frank Blenz

Das mediale und politische Säbelrasseln gegen Russland und gegen die Ukraine ist lautstark. Wer hinhört, vernimmt kaum Zwischentöne, wie es aber um das Leben der Betroffenen, um die einfachen Menschen bestellt ist, den Ukrainern, den Russen. Stattdessen wird Russland permanent eine Bedrohung genannt, wird die Ukraine schon der NATO zugeschoben, die NATO, die USA und die ihr folgenden Nationen der Willigen als die Heilsbringer der freien westlichen Welt gefeiert. Das wirkt und verfängt, selbst einfache Leute raunen: „Putin bös’, wir gut.“ Doch es tut Not, sich an der Basis zu informieren, Bürgern aus der Ukraine zum Beispiel zuzuhören. Und zu schlussfolgern: Macht Frieden, kein Krieg! Von Frank Blenz

Dem Volk aufs Maul zu schauen, ist die simple Art, Informationen über den Zustand eines Gemeinwesens zu erhalten. Ungefiltert, ohne Begleitfeuerwerke der Mainstreammedien den einfachen Menschen zuhören, bringt Wahrheiten zutage. Wie es in der Ukraine wirklich aussieht, das erfährt man, hört man Bürgern dieses Landes zu. Ich tat das jüngst, als ich wieder mal eine Aussiedlerin, eine Mitbürgerin aus meiner Heimat, sprach, die seit fast 20 Jahren in Deutschland lebt und dennoch bis heute regelmäßig familiäre Bindungen in die alte Heimat pflegt. Auch reist sie öfters in die Ukraine. Sie sagt: „Die Ukrainer und die Russen – das ist im Grunde eins.“ Und die Nähe zu Russland sei beinah in der Wiege liegend für diese Völker. In der Ukraine lebten Menschen verschiedenster Nationalitäten, es sei fast so wie in Deutschland, meint sie milde lächelnd mit einem charmanten Verweis auf Bayern, Sachsen, „Preußen“. Dass in der Ukraine ein Krieg ausgebrochen sei, läge aber schlicht in der Durchsetzung einer Form von Apartheid und nicht im Interesse der einfachen Leute. Die Russen in der Ukraine seien das Ziel von Nationalisten, so die Aussiedlerin. Nach und nach hätten sich Nationalisten ukrainischer Abstammung durchgesetzt, gezündelt und auch angezündet, gar geputscht und sich durchgesetzt, Ukraine den Ukrainern, „Russen raus“ schreiend. Dass im Osten des großen Landes viele Russen lebten und sich diese derlei Feindseligkeit nicht gefallen ließen und lassen, plötzlich Menschen zweiter Klasse und Spielball „großer Politik“ zu sein – sei eine Folge des aggressiven Vorgehens der Nationalisten und deren Strippenzieher, innen und außen.

Die ukrainische Aussiedlerin weiß von ihren Verwandten daheim und durch ihre eigenen Besuche, dass die Lage in der Ukraine sehr unversöhnlich wirkt, das sei aber nicht so unter den einfachen Menschen. „Die Nachbarn unterschiedlicher Abstammung in unserem kleinen Ort sind immer noch Nachbarn und halten zusammen und wollen alle eines nicht: Krieg.“ Die führenden ukrainischen Kräfte, die Behörden ließen nichts unversucht, die russische Bevölkerung herabzuwürdigen. Ihr Ärger über die Ausrufung einer russischen Republik im Osten sei groß. Die Pein drückte sich gegen die Russen bis in den Alltag aus: Das gehe bis hin zu einem behördlichen Plan, die kyrillische Schrift, Teil der Kultur der Ukraine, zurückzudrängen. Auch Russisch als Amtssprache stehe zur Disposition.

Weitere Druckmittel wurden schon angewandt, so die Aussiedlerin: Die Versorgung gen Osten wurde behindert, Stromabschaltungen inklusive. „Klar, dass dann Russland den Leuten in der Ukraine, die russischer Abstammung sind, hilft“, sagt die Aussiedlerin. Sie mache sich Gedanken und klagt: Anstatt die Lage endlich zu befrieden, den Menschen zugewandt zu sein, wirtschaftliche, soziale, kulturelle und gesellschaftliche Probleme anzugehen, zündelten die Machthaber, die ukrainischen Nationalisten. Und der Westen zündelt mit. Der Westen schüre, die NATO frohlocke, ihr „Wir werden nicht gen Osten erweitern“-Spruch ist eine Lüge, die Strategie lautet wohl: Erweiterung bis schließlich hin zur Grenzlinie Ukraine – Russland.

Die Worte meiner Gesprächspartnerin finden Bestätigung beim Fernsehschauen, durch Zwischentöne, die von einfachen Menschen kommen, und zwar aus einer Grenzstadt – Seredyna-Buda. In der „ZDF Heute“-Sendung vom Samstag, 22. Januar 2022, 19 Uhr, wird eine Reportage aus der Ukraine eingespielt. Die unterschiedlichen Sichtweisen werden deutlich. ZDF-Sprecher Mitri Sirin klingt schon wie ein Kriegsberichterstatter, für die Bevölkerung hat er das Wort „Verunsicherung“ übrig:

„In der Ukraine selbst wächst die Angst vor einem russischen Angriff. In der Nacht sind nahe Kiew Waffenlieferungen aus den USA eingetroffen. Das Militär ist alarmiert, die Bevölkerung, vor allem im Nordosten der Ukraine – verunsichert. Anna Feist berichtet aus der Kleinstadt Seredyna-Buda, unmittelbar an der Grenze zu Russland.“
Quelle: ZDF Heute.

Der Bericht. Die Korrespondentin Anna Feist besucht die kleine Grenzstadt und hört sich um. An der Grenze. Sie erfährt, der Ort würde zum Schlachtfeld, wenn Russland angreift, doch werde man, so der Presseoffizier, alles tun, um die Grenze und diese Stadt zu verteidigen. Feist kommt auch mit einem Pärchen, Michail und Ludmilla, in deren Zuhause, einer kleinen Datscha, ins Gespräch. Ein einfaches Leben sei es, Arbeit gäbe es schon lange keine mehr und Gedanken machten sich die Ukrainer schon. Innenansichten werden deutlich. Und zunächst die deutsche Arroganz. So sagt Anna Feist: „Erklärungsversuch – ganz standesgemäß mit Wodka.“ So äußert sich Bürger Michail:

„Es ist nicht die Ukraine, die Krieg führt gegen die Russen, sondern es sind die Amerikaner, die Krieg führen gegen Russland.“ Für Michael hat die Ukraine weder etwas in der NATO verloren noch in europäischen Allianzen. Und er sieht auch die Ukraine in der Verantwortung. Schließlich würden doch auch die ihre Waffen auf Russland richten. Kein Wunder also, dass Putin aufrüste. Michael: „Du kommst zu mir mit Krieg. Was soll ich tun? Ich werde mich verteidigen. Das sollte man den Amerikanern und den Europäern sehr deutlich machen. Europa solle sich genau überlegen, wen sie unterstützen. Schließlich fühlen sich viele hier eher den Russen zugehörig als dem Westen.“

Die ukrainische Aussiedlerin, aus der Nähe von Kiew stammend, wünscht sich von Herzen, dass wieder gemäßigte, progressive Kräfte an die Regierung, an die Macht kommen. Gerade seien aber Kräfte dran, die sie als nationalistisch und überaus reaktionär beschreibt, was wohl sehr zum Gefallen des Westens sei, der eine Entspannung nicht auf dem Plan zu haben scheint. Doch sie bleibt dabei: „Die Mächtigen sollen sich darum kümmern, dass es dem Volk gut geht, statt Kriege zu führen.“

Quelle: Heute (ab 10:24 min)